Das Gesundheitspersonal protestiert: Mehr als 5000 Personen auf dem Bundesplatz

Mehr als 5000 Personen – in der Mehrheit Arbeitnehmende aus dem Gesundheitswesen – demonstrieren heute Nachmittag vor dem Bundeshaus für eine sichere Gesundheitsversorgung. Sie sind betroffen von schlechten Arbeitsbedingungen und Fachkräftemangel im Gesundheitswesen und werfen Bund und Kantonen vor, nicht genug für eine Verbesserung der Situation zu unternehmen. Die vor vier Jahren deutlich angenommene Pflegeinitiative muss endlich umgesetzt werden.

Zur Kundgebung mit mehr als 5000 Teilnehmenden auf dem Bundesplatz haben elf Gewerkschaften und Berufsverbände des Gesundheitswesens aufgerufen. Die Mehrheit der Demonstrant:innen sind Beschäftigte aus den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens, aber auch viele Rentner:innen sowie Vertreter:innen von Frauenorganisationen und der breiten Zivilgesellschaft nehmen an der Kundgebung teil.

Sie alle sind wütend über die schwierigen Arbeitsbedingungen in der Gesundheitsversorgung und die zu langsame und unvollständige Umsetzung der Pflegeinitiative. Der Vorschlag des Bundesrats für die zweite Umsetzungsetappe mit den so dringend nötigen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen kam spät und ist ungenügend. Das Parlament muss nun unbedingt und möglichst bald nachbessern. Die oft unzumutbaren Arbeitsbedingungen in allen Gesundheitsberufen erschweren eine sichere und qualitativ hochstehende Pflege und Gesundheitsversorgung für die breite Bevölkerung. Die Demonstrierenden fordern gute Stellenschlüssel und Skill-and-Grade-Mixes, eine gut finanzierte Gesundheitsversorgung als Service Public, eine bessere Vereinbarkeit sowie gute Arbeitsbedingungen und verbindliche Vorschriften, an die sich alle Arbeitgeber halten.

Die Demonstrant:innen zeigten symbolisch rote Karten:

  • dem Bundesrat für die unzureichende Umsetzung der Pflegeinitiative;
  • den kantonalen Behörden, die die Budgets im Gesundheitsbereich kürzen, was zu Lohnkürzungen, Schliessung von Geburtenabteilungen und der Streichung von Betten in den als «nicht rentabel» geltenden Abteilungen der Spitäler führt.
  • Bund und Kantonen, weil gute Pflege und Betreuung von Betagten und Pflegebedürftigen nur als Kostenfaktor gesehen werden, während immer mehr ältere Menschen auf Pflege und Betreuung angewiesen sind.

Die Schweizer Regisseurin Petra Volpe wurde für ihren Film «Heldin» ausgezeichnet. Der Film ist ein wichtiger Tribut an eine oft unsichtbare, aber unverzichtbare Arbeit unter schwierigen Bedingungen. Mit ihrer Grussbotschaft zeigt Petra Volpe ihre Unterstützung für die wichtigen Anliegen der Pflegenden.

Die Teilnehmenden stimmen über eine Resolution zur weiteren Mobilisierung und zur Entwicklung eines breiten zivilgesellschaftlichen und gewerkschaftlichen Protestes ab. Die Proteste sollen den Druck auf die Entscheidungsträger:innen erhöhen, mit der Möglichkeit der Unterstützung des feministischen Streiks vom 14. Juni 2027 im Sinne der Care-Arbeit.

Auszüge aus Reden auf dem Bundesplatz:

«Ich stand mit euch vor vier Jahren auf dem Bundesplatz. Als dann die Pflegeinitiative angenommen wurde, dachten wir, dass nun wirklich etwas in Bewegung kommt. Die Enttäuschung ist gross. Heute zeigen wir dem Bundesrat die rote Karte und als Bewegung die Entschlossenheit zu Arbeitskämpfen und Streiks zu schreiten, wenn sich nichts ändert!» Deniz, Plegefachperson und Berufsbilderin, Mitglied der Gewerkschaft VPOD

«Das ist nicht mein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches und politisches. Das System lässt nicht zu, dass ich meinen Job richtig machen kann und dass ältere Menschen die Pflege und Betreuung erhalten, die sie brauchen. Wir wissen: Betreuung ist ungenügend finanziert, die Pflegefinanzierung reicht nicht aus, damit ein sicherer und guter Stellenschlüssel eingehalten werden kann.» Sandra, Pflegefachfrau Langzeitpflege, Mitglied der Gewerkschaft Unia

«Es ist unerlässlich, eine angemessene Pflegepersonalausstattung im Einklang mit der Komplexität der Pflege sicherzustellen, um die Qualität und Sicherheit der Versorgung für die Patient:innen sowie akzeptable Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.» Sylvie Froh, Pflegefachfrau SBK


Medienmitteilung des Bündnisses des Gesundheitspersonals