Eine Person, die von zu Hause arbeitet: Auf dem Tisch stehen ein Laptop, ein Spielzeug, eine angebrochene Kaffeetasse und Essensreste.

17-Stunden-Tage, kürzere Ruhezeiten und mehr Sonntagsarbeit: Das will der Nationalrat den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auferlegen. All dies würde ihrer Gesundheit sowie der Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben schaden.

Nein zur Deregulierung der Telearbeit

Der Nationalrat gibt vor, die Telearbeit durch die parlamentarische Initiative Burkart «Flexibilisierung der Rahmenbedingungen für Telearbeit» regulieren zu wollen. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch schlicht und einfach um einen Versuch, das Arbeitsgesetz zu deregulieren.

Die Initiative sieht nämlich 17-Stunden-Arbeitstage, eine auf 9 Stunden verkürzte Ruhezeit, Unterbrechungen der Ruhezeit nach den Bedürfnissen des Arbeitgebers und Sonntagsarbeit ohne Bewilligung und Lohnzuschlag vor.

Eine vage Definition, die Millionen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern betreffen würde

Um von dieser Deregulierung betroffen zu sein, reicht es aus, dass die Arbeitnehmenden morgens und abends je eine Stunde flexible Arbeitszeiten haben und einen Teil ihrer Aufgaben ausserhalb des Unternehmens erledigen.

Die Eckwerte des Entwurfs sind bewusst vage gehalten und könnten potenziell Millionen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern betreffen, wie beispielsweise einen Sicherheitsbeamten, der einen Standort von zu Hause aus überwacht, oder eine Pflegekraft, die zwischen zwei Hausbesuchen administrative Aufgaben erledigt.

Noémie Zurlinden

« Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollen keine Verlängerung der Arbeitstage. Im Gegenteil, sie brauchen mehr Freizeit. »

Noémie Zurlinden, Ökonomin Unia 

Eine Flexibilisierung, von der nur die Arbeitgeber profitieren

Die Parlamentsmehrheit des Nationalrats argumentiert, dass eine Lockerung der Bedingungen für Telearbeit eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben fördern würde. In der Praxis führt eine Verlängerung der Arbeitstage und eine Verkürzung der  Ruhezeit dazu, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer immer mehr Zeit für ihre Arbeitgeber und immer weniger Zeit für ihre Familie, ihre Freunde und ihr Wohlbefinden haben. Dies ist ein echter Eingriff der Arbeit in die Privatsphäre.

Schwerwiegende Folgen für die Gesundheit

Erhöhtes Risiko von Überlastung, Erschöpfung, Berufskrankheiten: Zahlreiche Expertinnen und Experten sowie Fachinstitutionen haben darauf hingewiesen, dass übermässig lange Arbeitstage und unzureichende Ruhezeiten die Gesundheit ernsthaft schädigen. Doch ihre Warnungen werden vom Nationalrat ignoriert!

Die Telearbeit wird somit instrumentalisiert, um die gesetzlichen Grenzen, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor psychosozialen und physischen Beschwerden schützen, zu verschieben.