Der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) regelt die Arbeitsbedingungen der rund 80'000 Bauarbeitern, die bei Hitze, Regen und Kälte die Schweiz bauen. Der Gesamtarbeitsvertrag läuft Ende Jahr aus und muss neu verhandelt werden.
Überlange Arbeitstage und ausufernde Reisezeiten, die ein normales Familien- und Privatleben zunehmend verunmöglichen: Dieses Problem muss im neuen Vertrag gelöst werden. Das ist auch der Grund, warum heute jeder zweite ausgelernte Maurer die Branche verlässt.
«Die Bauarbeiter sind heute am Limit: lange Arbeitstage, unzählige Überstunden und obendrauf unbezahlte Reisezeiten vom Betrieb zur Baustelle. Wir versuchen seit Monaten auf dem Verhandlungstisch Lösungen zu erreichen, doch die Baumeisterspitze blockiert jegliche Verbesserungen – und fordert stattdessen noch mehr Druck für weniger Lohn.» sagt Nico Lutz, Verhandlungsleiter und Mitglied der Unia-Geschäftsleitung.
Weil der Baumeisterverband jegliche Verbesserungen im Familienleben der Bauleute blockiert, haben seit Mitte Oktober rund 15’000 Bauarbeiter ihre Arbeit niedergelegt und sich an einer landesweiten Protestwelle beteiligt.
Heute ist die Protestwelle in Zürich angekommen – das Zentrum der Schweizer Bauwirtschaft. Nachdem Bauarbeiter in den Regionen Ostschweiz-Graubünden, Zentralschweiz und Zürich-Schaffhausen ihre Arbeit niedergelegt haben, trafen sich rund 2’500 Bauarbeiter zu einer überregionalen Protestversammlung auf dem Helvetiaplatz in Zürich. Anschliessend zogen die lautstark durch die Stadt und zum Hauptsitz des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV).
Vor dem Baumeistersitz deponierten die Bauleute eine überdimensionale Sanduhr. «Damit machen die Bauleute klar, dass ihre Geduld abgelaufen ist: Jetzt braucht es Lösungen für die Personalkrise auf dem Bau!», so Chris Kelley, Co-Leiter Bau bei der Gewerkschaft Unia. Die Bauarbeiter machen damit auch deutlich, dass sie entschlossen sind weiterzukämpfen, falls der Baumeisterverband weiterhin notwendige Verbesserungen verweigert.
Die Verhandlungen laufen seit Juli. Wenn es bis Ende Jahr zu keiner Einigung kommt, herrscht zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt ein vertragsloser Zustand.
Die Baumeisterspitze hatte die Verhandlungen zunächst lange hinausgezögert und danach notwendige Verbesserungen blockiert. Nicht nur das: Geht es nach dem Baumeisterverband, sollen die Bauarbeiter künftig noch längere Arbeitstage haben – bei weniger Lohn. Aus diesen Gründen liegt immer noch keine Lösung auf dem Tisch. Selbst das Angebot der Gewerkschaften, an der letzten Verhandlungsrunde vom 10. November die Sitzung zu verlängern am Folgetag weiter zu verhandeln, lehnte die Baumeisterspitze ausdrücklich ab.
«Die Gewerkschaften Unia und Syna arbeiten weiterhin engagiert darauf hin, bis Ende Jahr einen neuen Landesmantelvertrag vereinbaren zu können.», sagt Guido Schluep, Co-Branchenleiter Bau der Gewerkschaft Syna. Doch zeigt sich der Baumeisterverband weiterhin nicht verhandlungsbereit, Lösungen für die Personalkrise auf dem Bau finden, droht 2026 ein nationaler Branchenstreik.
Medienmitteilung der Gewerkschaften Unia und Syna
Gewerkschaft Unia 2025