Schweizweite Protestwelle auf dem Bau erreicht Nordwestschweiz

Nach kraftvollen Protesttagen im Tessin, in Bern, in der ganzen Romandie und in Lausanne, sind die landesweiten Protesttage auf dem Bau heute in der Region Aargau-Nordwestschweiz angekommen. Damit geben die Bauarbeiter ihre Antwort auf die Blockadehaltung der Baumeisterspitze im Rahmen der Neuverhandlung des Landesmantelvertrags (LMV). Denn obwohl heute jeder zweite Maurer die Branche verlässt, verweigert der Baumeisterverband familienfreundliche Arbeitszeiten für die Bauarbeiter. Rund 1000 Bauarbeiter aus dem Aargau, Basel-Land und Basel-Stadt nahmen an einer gemeinsamen Demonstration in der Stadt Basel teil. Der Protesttag ist Teil einer landesweiten Branchenbewegung.

Der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) regelt die Arbeitsbedingungen der rund 80'000 Bauarbeitern, die bei Hitze, Regen und Kälte die Schweiz bauen. Der Gesamtarbeitsvertrag läuft Ende Jahr aus und muss neu verhandelt werden. Ohne Einigung bis Ende Jahr droht zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt ein vertragsloser Zustand auf dem Bau.

Familienfreundliche Arbeitszeiten längst überfällig

Überlange Arbeitstage mit hoher körperlicher Belastung und ausufernden Reisezeiten, die ein normales Familien- und Privatleben zunehmend verunmöglichen: Dieses Problem muss im neuen Vertrag gelöst werden. Das ist auch der Grund, warum heute jeder zweite ausgelernte Maurer die Branche verlässt und gemäss einer Studie des Baumeisterverbands ein Drittel der benötigten Fachkräfte bis 2040 fehlen wird. 

«Die Bauarbeiter sind am Limit. Arbeitstage bis neun Stunden in der Sommerhitze, Überstunden obendrauf und mehrstündige Reisezeiten vom Betrieb zur Baustelle. Kein Wunder kehren viele Bauarbeiter der Branche den Rücken. Es braucht Verbesserungen, damit die Bauarbeiter, die bei Wind und Wetter unser Land bauen, auch ein Familienleben haben können.», sagt Nico Lutz, Verhandlungsleiter und Mitglied der Unia-Geschäftsleitung.

Klare Forderungen der Bauarbeiter für eine attraktivere Baubranche

Die Bauarbeiter haben klare Forderungen: 

  • Schluss mit unbezahlter Reisezeit zur Baustelle: Heute wird die Reisezeit vom Betrieb zur Baustelle entgegen dem Gesetz erst nach 30 Minuten überhaupt entschädigt und zählt entgegen dem Gesetz nicht zur Arbeitszeit.
  • Bezahlte Znüni-Pause: In anderen Berufen längst Standard.
  • Kürzere Arbeitstage: Acht Stunden harte Arbeit sind genug.
  • Garantierter Teuerungsausgleich zur Sicherung der Kaufkraft

«Für die Bauarbeiter kommt weder eine Weiterführung der heutigen Missstände noch eine zusätzliche Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen in Frage – sonst droht der Kollaps der Branche.», so Michele Aversa, Co-Branchenleiter der Gewerkschaft Syna.

Bauarbeiter demonstrieren zusammen Basel

Nachdem sie ihre Arbeit niedergelegt haben, trafen sich rund 1000 Bauarbeiter aus dem Aargau, Basel-Land und Basel-Stadt in der Stadt Basel und zogen lautstark durch die Innenstadt. Bei einer Schlusskundgebung auf dem Theodorskirchplatz machten die Bauarbeiter deutlich, wie gross ihre Wut und Entschlossenheit ist weiterzukämpfen, falls der Baumeisterverband weiterhin notwendige Verbesserungen verweigert.

Geduld der Bauarbeiter am Ende, landesweite Protestwelle geht weiter

Der heutige Protesttag in Basel ist Teil einer landesweiten Bewegung. Weitere Arbeitsniederlegungen folgen, so am 14. November in Zürich und anderen Teilen der Deutschschweiz. 

Medienmitteilung der Gewerkschaften Unia und Syna

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