Bau-Metropole Zürich steht still: Proteste beim Baumeisterverband

Nach kraftvollen Protesttagen in verschiedenen Teilen der Schweiz ist die landesweite Protestwelle heute in Zürich angekommen. Rund 2'500 Bauarbeiter aus der Ostschweiz, Zentralschweiz und Zürich sind heute durch die Bau-Metropole Zürich bis zum Sitz der Baumeisterspitze gezogen, um sich für ihre Rechte einzusetzen.

Die Proteste sind die Antwort der Bauarbeiter auf die Blockadehaltung der Baumeisterspitze bei der Neuverhandlung des Landesmantelvertrags Bau (LMV). Denn obwohl heute jeder zweite Maurer die Branche verlässt, verweigert der Baumeisterverband familienfreundliche Arbeitszeiten. Seit Monaten versuchen die Gewerkschaften am Verhandlungstisch Lösungen zu erreichen. Doch die Baumeisterspitze blockiert jegliche Verbesserung und fordert stattdessen noch mehr Leistung für weniger Lohn.

Klare Forderungen für eine attraktivere Baubranche 

Die Bauarbeiter verlangen nichts Aussergewöhnliches. Durch wenige klare Verbesserungen könnte die Baubranche wieder attraktiver gemacht werden. Konkret:

  • Kürzere Arbeitstage und Schluss mit unbezahlter Reisezeit zur Baustelle: Reisezeit im Auftrag der Firma gehört zur Arbeitszeit und muss bezahlt werden. Heute gilt die Reisezeit vom Betrieb zur Baustelle entgegen dem Gesetz nicht zur Arbeitszeit und wird erst nach 30 Minuten überhaupt entschädigt.
     
  • Eine Zulage für die Znüni-Pause, die in den meisten anderen Berufen bezahlt ist.
     
  • Gesicherter Teuerungsausgleich für die Zukunft: Die Bauarbeiter verdienen eine Sicherung ihrer Kaufkraft. 

Bauarbeiter legen Arbeit nieder und demonstrieren in Zürich 

Weil sich der Baumeisterverband dem aber verweigert, haben seit Oktober tausende Bauarbeiter ihre Arbeit niedergelegt und sich an der landesweiten Protestwelle beteiligt. 

Heute ist die Protestwelle nun in Zürich angekommen – das Zentrum der Schweizer Bauwirtschaft. Nachdem Bauarbeiter in den Regionen Ostschweiz-Graubünden, Zentralschweiz und Zürich-Schaffhausen ihre Arbeit niedergelegt hatten, trafen sich rund 2'500 Bauarbeiter zu einer überregionalen Protestversammlung auf dem Kanzleiareal in Zürich. Anschliessend zogen sie lautstark durch die Stadt und zum Hauptsitz des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV).

Vor dem Baumeistersitz deponierten die Bauleute eine überdimensionale Sanduhr, um zu zeigen, dass ihre Geduld abgelaufen ist: Jetzt braucht es Lösungen für die Personalkrise auf dem Bau! Die Bauarbeiter machen damit auch deutlich, dass sie entschlossen sind weiterzukämpfen, falls der Baumeisterverband weiterhin notwendige Verbesserungen verweigert. 

Verhandlungen ohne Lösung – Zeit läuft aus

Die Verhandlungen laufen seit Juli. Wenn es bis Ende Jahr zu keiner Einigung kommt, herrscht zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt ein vertragsloser Zustand. 

Die Baumeisterspitze hatte die Verhandlungen zunächst lange hinausgezögert und danach notwendige Verbesserungen blockiert und stattdessen Verschlechterungen gefordert. Das Angebot der Gewerkschaften, an der letzten Verhandlungsrunde vom 10. November die Sitzung zu verlängern und am Folgetag weiter zu verhandeln, lehnte die Baumeisterspitze ausdrücklich ab. 

Die Gewerkschaften arbeiten weiterhin engagiert darauf hin, bis Ende Jahr einen neuen Landesmantelvertrag vereinbaren zu können. Doch zeigt sich der Baumeisterverband weiterhin nicht verhandlungsbereit, Lösungen für die Personalkrise auf dem Bau finden, droht 2026 ein nationaler Branchenstreik.