Protest an Gotthardbaustelle: Tunnelbauer legen Arbeit nieder

Mehr Zeit für die Familie und faire Entschädigungen für die harte Arbeit im Tunnel – das fordern die Mineure, die derzeit die zweite Röhre des Gotthards bauen. Gerade im Tunnelbau, wo europaweit um Fachkräfte gerungen wird, muss die Attraktivität des Standorts Schweiz verbessert werden. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, legte heute ein Grossteil der Tunnelbauer am Gotthard die Arbeit nieder.

Schweizer Baubranche verliert an Attraktivität – besonders im Tunnelbau

Die Baubranche leidet unter akutem Fachkräftemangel. Der Grund: steigender Druck, immer schwierigere Vereinbarkeit von Familie und Bauberuf und stagnierende Löhne. Besonders ausgeprägt ist die Personalkrise im Tunnelbau, wo Fachkräfte international gesucht sind. 

Der Standort Schweiz verliert wegen den Arbeitsbedingungen im Vergleich zu den Nachbarländern immer mehr an Attraktivität. Immer mehr Tunnelbauer verlassen deshalb die Schweiz und Bauunternehmen suchen händeringend nach qualifizierten Fachkräften, um wichtige Infrastrukturbauprojekte realisieren zu können. 

Attraktivere Bedingungen dringend nötig – Baumeister blockieren

Die Bauarbeiter haben bei der aktuellen Neuverhandlung ihres Gesamtarbeitsvertrags klare Forderungen:

  • Familienfreundliche Arbeits- und Reisezeiten, die ein Leben ausserhalb der Baustelle möglich machen.
  • Garantierter Teuerungsausgleich zur Sicherung der Kaufkraft.
  • Faire Entschädigungen für die harte Arbeit im Tunnel. 

Trotz fünf Verhandlungsrunden ist eine Einigung nicht in Sicht. Geht es nach dem Baumeisterverband, sollen die Bauarbeiter noch mehr leisten – und dies für weniger Lohn.  

Konkret: längere Arbeitstage, mehr als doppelt so viele Überstunden wie heute zu tieferer Entschädigung, weniger Lohn für Samstagsarbeit und langjährige Bauarbeiter über 55 sollen schneller auf die Strasse gestellt werden können.  

Besonders störend für den Tunnelbaubereich: Die Blockadehaltung der Baumeisterspitze herrscht trotz konstruktiven Direktgesprächen mit den am Gotthard-Projekt beteiligten Bauunternehmen, die dringend auf zukunftsfähige Lösungen angewiesen sind. 

Landesweite Protestwelle geht in den kommenden Wochen weiter

Nach den Protesttagen im Tessin, in Bern, zwei Tagen in der Romandie und heute auch bei der Gotthardbaustelle, finden weitere Protestaktionen am 7. November in der Nordwestschweiz und am 14. November in Zürich statt.

Zeigt sich der Baumeisterverband weiterhin nicht bereit, Lösungen für die Personalkrise zu finden, steuert die Baubranche auf einen langen und harten Arbeitskampf zu.