Nationale Bau-Protestwelle erreicht die Romandie

Nach dem Tessin und Bern, geht die Bau-Protestwelle Anfang Woche in der Romandie weiter. Von Freiburg bis Genf standen heute Montag die Baustellen still. Am Dienstag geht es mit einer Kundgebung in Lausanne weiter.

Am dezentralen Protesttag der Bauarbeiter stand heute Montag der Bau in der Westschweiz still. Nach den ersten grossen Protesttagen im Tessin am 20. Oktober und in Bern am 31. Oktober versammelten sich gegen 7000 Bauarbeiter in Lausanne, Genf, La Chaux-de-Fonds und Freiburg.

In Genf besetzten sie kurzzeitig die Mont-Blanc-Brücke. Damit erinnerten sie daran, dass dieses Bauwerk ohne die harte Arbeit der Bauarbeiter nicht existieren würde. Im Kanton Freiburg machten sie vor dem Gebäude des Freiburger Baumeisterverbands in Courtepin lautstark auf sich aufmerksam. In Lausanne und La Chaux-de-Fonds zogen zahlreiche Bauarbeiter durch die Strassen. Die Walliser Maurer schlossen sich Lausanne an, jene aus dem Jura und dem Berner Jura reisten nach La Chaux-de-Fonds.

Kundgebung in Lausanne und weitere Arbeitsniederlegungen

Morgen Dienstag, 4. November, treffen sich Bauarbeiter aus der ganzen Romandie zu einer Protestkundgebung auf dem Place de la Navigation in Lausanne. Weitere Arbeitsniederlegungen finden am 7. November in der Nordwestschweiz und am 14. November in ZĂĽrich sowie anderen Teilen der Deutschschweiz statt.

Der Hintergrund: Baumeister stellen sich stur

Der Landesmantelvertrag (LMV) fürs Bauhauptgewerbe läuft Ende Jahr aus, er regelt die Arbeitsbedingungen auf dem Bau. In den bisherigen fünf Verhandlungsrunden haben die Baumeister aber sämtliche überfälligen Verbesserungen abgeblockt. Statt die Probleme in der Branche anzupacken, stellen sie sich quer.

Verbesserungen sind überfällig – für die Zukunft der Branche

Um die Personalkrise im Bau zu lösen, braucht es faire und planbare Arbeitszeiten. Nur so lassen sich Fachkräfte halten und neue gewinnen. Heute aber sind die Tage zu lang, der Druck zu hoch und das Familienleben bleibt auf der Strecke. Kein Wunder, verlässt jeder zweite Maurer den Beruf.

Die Bauarbeiter fordern darum:

  • Schluss mit unbezahlter Reisezeit vom Betrieb zur Baustelle
  • Bezahlte ZnĂĽni-Pause: In anderen Berufen längst Standard.
  • KĂĽrzere Arbeitstage: Acht Stunden harte Arbeit sind genug.
  • Garantierter Teuerungsausgleich zur Sicherung der Kaufkraft 

Mehr arbeiten, weniger verdienen? Sicher nicht.

Trotz offensichtlichem Fachkräftemangel weigert sich der Baumeisterverband, echte Lösungen zu diskutieren. Stattdessen provoziert er mit radikalen Verschlechterungen: Wochen mit bis zu 50 Stunden, mehr als doppelt so viele unbezahlte Überstunden ohne Zuschlag, Arbeit auf Abruf, weniger Lohn für Samstagsarbeit und bis zu 25 Prozent weniger Lohn für junge Berufsleute in den ersten fünf Jahren nach der Lehre. Zudem sollen verunfallte oder kranke Bauarbeiter sowie ältere Mitarbeitende ab 55 leichter entlassen werden können.

Gegen solche Angriffe auf die Arbeitsbedingungen wehren sich die Bauarbeiter. Sie kämpfen für ihre Rechte und für ein Leben neben der Baustelle.