Die 11. Konferenz der Unia Frauen und die 7. Drei-Länder-Konferenz haben diesen Freitag und Samstag in Bellinzona stattgefunden. Die 160 Teilnehmerinnen (ein Rekord im Vergleich zu den 120 Frauen an der letzten Konferenz im Jahr 2020), sprachen sich klar gegen die Erhöhung des Frauenrentenalters im Zuge der Reform AHV 21 aus. «Mit der AHV 21 müssten die Frauen ein Jahr länger arbeiten und würden ein Jahr weniger lang Renten beziehen. Rechte Kreise wollen sogar das Rentenalter 67 für alle. Die AHV 21 ist inakzeptabel!», so Vania Alleva, Präsidentin der Unia.
In verschiedenen Workshops bereiteten die Mitglieder die Mobilisierung für den feministischen Streik im Jahr 2023 vor und nahmen die Konkretisierung der Frauencharta des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes in Angriff. Thematisiert wurden die tiefen Löhne und die Aufwertung von Frauenberufen, Rassismus und Diskriminierungen am Arbeitsplatz, Lohndumping und die Ausbeutung von Migrantinnen und Grenzgängerinnen.
Frauen erzielen häufig ihr ganzes Leben lang ein tiefes Einkommen, da sie zwangsläufig nur Teilzeit arbeiten können. Denn sie kümmern sich um Kinder und Angehörige. In den typischen «Frauenberufen» sind tiefe Löhne üblich und Frauen haben nur selten Zugang zu den bestbezahlten Stellen. Frauen verdienen 20 Prozent weniger als Männer. Ihre Beiträge an die 2. Säule sind geringer. Im Alter erhalten sie deshalb etwa einen Drittel weniger Rente als Männer. Die tiefen Löhne und die Renten der Frauen müssen erhöht werden, nicht ihr Rentenalter!
In ihren Diskussionen haben die Frauen ebenfalls festgestellt: Drei Jahre nach dem grossen feministischen Streik 2019, mit einer halben Million Menschen auf der Strasse, kommen Diskriminierungen in der Arbeitswelt (zusätzlich zur Lohndifferenz) immer noch zu häufig vor. Die Rentenreform AHV 21 ist ein weiterer Angriff auf ihre Rechte. Das ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Deshalb haben sie beschlossen, bereits am 14. Juni 2022 auf die Strasse zu gehen, und im Jahr darauf noch stärker zu mobilisieren. Das Datum des 14. Juni 2023 wird erneut in die Geschichte des feministischen Kampfes eingehen.
An einem runden Tisch zum Thema Mehrfachdiskriminierungen haben sich kämpfende Frauen aus verschiedenen Bereichen getroffen, um ihre Erfahrungen mit den Unia-Aktivistinnen auszutauschen. Die Aktivistinnen des Tessiner Kollektivs Badanti sind Betreuerinnen in Privathaushalten, die trotz äusserst prekärer Arbeitsbedingungen für ihre Rechte kämpfen. Die Reinigerinnen des Hotels IBIS Batignolles in Paris haben mehrere Monate lang gestreikt und einen Sieg errungen. Die Grenzgängerinnen des Unternehmens Riri haben vor einigen Wochen einen beispielhaften Streik durchgeführt. Diese konkreten Beispiele zeigen, dass die Frauen sich organisieren, kämpfen und gewinnen können! Das ist eine schöne Inspiration für den bevorstehenden feministischen Streik. Mit der Unia mobilisieren sich die Frauen, um ihre Rechte zu wahren!