Der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) regelt die Arbeitsbedingungen der rund 80'000 Bauarbeitern, die bei Hitze, Regen und Kälte die Schweiz bauen. Der Gesamtarbeitsvertrag läuft Ende Jahr aus und muss neu verhandelt werden. Ohne Einigung bis Ende Jahr droht zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt ein vertragsloser Zustand auf dem Bau.
Überlange Arbeitstage mit hoher körperlicher Belastung und ausufernden Reisezeiten, die ein normales Familien- und Privatleben zunehmend verunmöglichen: Dieses Problem muss im neuen Vertrag gelöst werden. Das ist auch der Grund, warum heute jeder zweite ausgelernte Maurer die Branche verlässt und gemäss einer Studie des Baumeisterverbands ein Drittel der benötigten Fachkräfte bis 2040 fehlen wird.
«Die Bauarbeiter sind am Limit. Arbeitstage bis neun Stunden in der Sommerhitze, Überstunden obendrauf und mehrstündige Reisezeiten vom Betrieb zur Baustelle. Kein Wunder kehren viele Bauarbeiter der Branche den Rücken. Es braucht Verbesserungen, damit die Bauarbeiter, die bei Wind und Wetter unser Land bauen, auch ein Familienleben haben können.», sagt Nico Lutz, Verhandlungsleiter und Mitglied der Unia-Geschäftsleitung.
Die Bauarbeiter haben klare Forderungen:
«Für die Bauarbeiter kommt weder eine Weiterführung der heutigen Missstände noch eine zusätzliche Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen in Frage – sonst droht der Kollaps der Branche.», so Michele Aversa, Co-Branchenleiter der Gewerkschaft Syna.
Heute trafen sich rund 800 Bauarbeiter aus dem Kanton Bern – darunter aus dem Berner Oberland, der Stadt Bern sowie aus Biel /Solothurn – zu einer überregionalen Protestversammlung auf dem Waisenhausplatz in Bern.
Mit einer Abstimmung bekundeten die Teilnehmenden ihre klare Bereitschaft, weiterzukämpfen, sollte bis Ende Jahr keine Lösung für die bestehenden Probleme im Baugewerbe gefunden werden. Im Anschluss an die Versammlung zogen die Bauarbeiter lautstark durch die Berner Innenstadt und machten mit ihrer Kundgebung deutlich, wie gross ihre Wut und Entschlossenheit ist.
Der heutige Protesttag in Bern ist Teil einer landesweiten Bewegung. Weitere Arbeitsniederlegungen folgen in anderen Regionen in den kommenden Wochen: am 3. und 4. November in der ganzen Romandie, am 7. November in der Nordwestschweiz und am 14. November in Zürich und anderen Teilen der Deutschschweiz.
Medienmitteilung der Gewerkschaften Unia und Syna
Gewerkschaft Unia 2025