Der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) regelt die Arbeitsbedingungen von rund 80'000 Bauarbeitern in der Schweiz. Der Gesamtarbeitsvertrag läuft Ende Jahr aus und muss deshalb neu verhandelt werden. Nach längerem Hinauszögern durch den Baumeisterverband haben die Verhandlungen Anfang Sommer endlich begonnen.
Eine Einigung ist aktuell aber nicht in Sicht. Der Grund: Trotz anerkannter Personalkrise in der Branche blockiert der Baumeisterverband eine Weiterentwicklung der Arbeitszeiten – und verlangt stattdessen sogar noch längere Arbeitstage für weniger Lohn.
Die Sicherstellung von anständigen Arbeitszeiten ist zentral für eine Lösung im aktuellen Arbeitskonflikt auf dem Bau. Aufgrund von überlangen Arbeitszeiten, die ein normales Familien- und Privatleben erschweren, verlassen immer mehr die Branche. Jeder zweite Maurer kehrt der Branche den Rücken, jeder zehnte sogar innerhalb der ersten fünf Jahre nach Lehrabschluss.
«Die Bauarbeiter sind am Limit. Arbeitstage bis neun Stunden in der Sommerhitze, Überstunden obendrauf und mehrstündige Reisezeiten vom Betrieb zur Baustelle. Kein Wunder kehren viele Bauarbeiter der Branche den Rücken. Es braucht Verbesserungen, damit die Bauarbeiter, die bei Wind und Wetter unser Land bauen, auch ein Familienleben haben können.», sagt Nico Lutz, Verhandlungsleiter und Mitglied der Unia-Geschäftsleitung.
Die Bauarbeiter haben klare Forderungen:
Obwohl viele Bauunternehmen und regionale Sektionen des Baumeisterverbands die Personalkrise der Branche ebenfalls angehen wollen, blockiert die Spitze des Baumeisterverbands jegliche Lösungen. Im Gegenteil: Geht es nach der Baumeisterspitze, sollen die Bauarbeiter künftig noch längere Arbeitstage haben – bei weniger Lohn: bis 50 Stunden pro Woche, mehr als doppelt so viele Überstunden zu tieferer Entschädigung, Arbeit auf Abruf, Streichung des generellen Lohnzuschlags von 25 Prozent für Samstagsarbeit und Lohnreduktionen für gelernte Bauarbeiter in den ersten fünf Jahren nach Lehrabschluss. Zudem sollen langjährige Bauarbeiter über 55 Jahre schneller entlassen werden können.
«Für die Bauarbeiter kommt weder eine Weiterführung der heutigen Missstände noch eine zusätzliche Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen in Frage – sonst droht der Kollaps der Branche.», so Michele Aversa, Co-Branchenleiter der Gewerkschaft Syna.
Der heutige Protesttag im Tessin ist Teil einer landesweiten Bewegung. Weitere Arbeitsniederlegungen folgen in anderen Regionen in den kommenden Wochen: am 31. Oktober in Bern, am 3. und 4. November in der ganzen Romandie, am 7. November in der Nordwestschweiz und am 14. November in Zürich und anderen Teilen der Deutschschweiz.
Zeigt sich der Baumeisterverband weiterhin nicht verhandlungsbereit, Lösungen für die Personalkrise auf dem Bau zu finden, droht 2026 ein nationaler Branchenstreik.
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Faktenblatt LMV-Neuverhandlung 2025 (Link)
Gewerkschaft Unia 2025