Frauenmehrheit in leitenden Unia-Gremien – Aufruf zur grossen Pflegedemo am 22. November

Am Nachmittag des 2. Kongresstages standen die Wahlen der Unia-Gremien im Zentrum. Vania Alleva wurde als Präsidentin glanzvoll bestätigt und die Geschäftsleitung und der Zentralvorstand wurden neu gewählt. Alle Gremien haben neu eine Frauenmehrheit. Ein besonderer Moment war die symbolische Übergabe der Resolution für gute Arbeitsbedingungen in Pflege und Betreuung an Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider.

Der Kongress wählte die nationalen Leitungsgremien für die nächsten vier Jahre. Die Delegierten bestätigten Vania Alleva als Präsidentin. Das Präsidium vervollständigen die beiden Vizepräsident:innen Véronique Polito und Martin Tanner. 

Silvia Locatelli und Timur Öztürk neu in der Geschäftsleitung

Neu in die Geschäftsleitung gewählt wurden Silvia Locatelli und Timur Öztürk. Silvia Locatelli bringt als langjährige Gewerkschaftssekretärin in Neuenburg viel Erfahrung aus der gewerkschaftlichen Aufbauarbeit mit, besonders in den Industriebranchen. Sie hat 2009 bei der Gewerkschaft angefangen und leitet seit 2021 die Unia-Region Neuenburg. Für sie ist klar, dass die Gewerkschaften konsequent die Interessen der Arbeitnehmenden vertreten müssen: «Ich bin absolut überzeugt, dass wir einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel brauchen. Und dieser Wandel wird über die Gewerkschaften kommen», so Locatelli. 

Timur Öztürk verstärkt die Geschäftsleitung mit langjährigem Fachwissen aus der Unia Arbeitslosenkasse, wo er vor 30 Jahren als Sachbearbeiter angefangen hat und jetzt in leitender Funktion tätig ist. Er führte hier grosse Reformprojekte durch und steht für Qualität der Dienstleistungen. Dazu Öztürk: «Wir sprechen von Arbeitslosen, von Menschen in oftmals schwierigen Situationen. Deshalb ist es wichtig, dass wir schnell bezahlen, dass wir besser informieren, dass die Verfügungen klar sind, dass wir besser erreichbar sind.» 

Als Schweizerin mit spanischer Herkunft und als türkisch-schweizerischer Doppelbürger kennen beide die Situation von Migrant:innen in der Schweiz aus eigener Erfahrung. Zusammen mit den wiedergewählten GL-Mitgliedern Bruna Campanello und Nico Lutz vervollständigen sie die nationale Geschäftsleitung. Mit grossem Applaus wurden die beiden zurücktretenden GL-Mitglieder Renate Schoch und Yves Defferrard verdankt, die innerhalb der Unia neue Aufgaben übernehmen werden.

Gleichzeitig wurden 42 weitere Mitglieder in den Zentralvorstand gewählt, mehrheitlich Basis-Kolleg:innen. Die grösste Gewerkschaft der Schweiz hat sowohl in der Geschäftsleitung als auch im Zentralvorstand eine Frauenmehrheit. 

Eine Präsidentin mit klarem Kompass

Die glanzvoll wiedergewählte Präsidentin Vania Alleva betonte in ihrer Dankesrede die Notwendigkeit gemeinsam vorauszuschauen, um die Arbeitswelt der Zukunft zu gestalten. «Das ist nötig, denn die Arbeitswelt verändert sich rasant – durch Tertiarisierung, Digitalisierung, Prekarisierung. Wenn wir von diesen Veränderungen nicht überrollt werden wollen, müssen wir als Organisation flexibel bleiben und unsere Gewerkschaftsarbeit interprofessionell weiterentwickeln», so Alleva. 

Gewerkschaftspolitisch legt sie in ihrer Rede folgende Handlungsachsen fest: 

  • Es braucht reale Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Nur so können wir den Aufstieg der extremen Rechten eindämmen.
  • Wir wollen das Verhältnis mit der EU stabilisieren, und zwar mit starken Arbeitnehmer:innenrechten – für alle Arbeitnehmenden gleich.
  • Wir bodigen die bürgerliche Deregulierungsoffensive, die zu mehr prekären Arbeitsverhältnissen führt. Stattdessen wollen wir in den Betrieben Arbeitszeiten und Arbeitsintensität reduzieren, sodass Arbeit nicht krank macht.

Von der Bedeutung kollektiven Handelns für den sozialen Fortschritt

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider wies in ihrer Rede auf die Bedeutung der Gewerkschaften für den sozialen Fortschritt in der Schweiz hin, sei es für Frühpensionierungen in Branchen oder bei der AHV. Sie unterstrich, wie entscheidend geschlossene Kräfte für den sozialen Fortschritt sind: «Die Unia hat auf eindrückliche Weise gezeigt: Es ist die Einheit, welche die Schlagkraft der progressiven Bewegungen stärkt. Und starke und einflussreiche Gewerkschaften sind ein wesentlicher Hebel für die Verteidigung der Rechte der Arbeitnehmer:innen.»

Alle auf die Strasse für eine gute Pflege und Betreuung

Wie eine Pflegefachfrau am Kongress eindrücklich aufzeigte, sehen die Beschäftigten mit grosser Sorge, dass das Gesundheitswesen immer tiefer in die Krise rutscht. Es braucht jetzt dringend konkrete Massnahmen. Denn obwohl vor vier Jahren 61 Prozent der Stimmbevölkerung der Pflegeinitiative zugestimmt haben, sind die wichtigsten Forderungen der Initiative – gute Arbeitsbedingungen, sichere Stellenschlüssel, eine stabile Finanzierung – nicht umgesetzt. Die Delegierten übergaben Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider ihre Forderungen:

  • Die Menschen und ihre Bedürfnisse müssen ins Zentrum der Pflege gestellt werden;
  • es braucht gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten und 
  • eine zukunftsorientierte Finanzierung.

Deshalb ruft der Unia-Kongress in einer Resolution zu einer grossen Pflege-Demo am 22. November in Bern auf. 

Resolution: «Alle auf die Strasse für eine gute Pflege und Betreuung!» 

Ausblick aufs Programm, mehr Informationen

Am 3. Kongresstag stehen folgende Themen im Zentrum der Debatten:

  • Positionspapier «Für Arbeitsrechte auf der Höhe der Zeit»
  • Rede von Pierre-Yves Maillard, Präsident Schweizerischer Gewerkschaftsbund  
  • Rede internationaler Gast: Zehra Khan, Verband der Heimarbeiterinnengewerkschaften (HBWWF), Pakistan
  • Weitere thematische Resolutionen und Anträge

Fotos, Videos sowie alle Resolutionen, Positionen und die Perspektiven der Unia für 2045 finden Sie auf der Kongress-Webseite (wird laufend aktualisiert).