Baumeister blockieren familienfreundliche Arbeitszeiten auf dem Bau

Die Neuverhandlung des Landesmantelvertrags (LMV) läuft bereits seit mehreren Monaten. Obwohl nur noch zwei Verhandlungsrunden anstehen, ist keinerlei Lösung in Sicht. Obwohl jeder zweite Maurer die Branche wegen zu langen Arbeitstagen verlässt, verweigert der Baumeisterverband familienfreundliche Arbeitszeiten für die Bauarbeiter. Im Gegenteil: Die Bauarbeiter sollen noch mehr arbeiten für weniger Lohn. So treibt der Baumeisterverband den Fachkräftemangel erst recht an.

Der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) regelt die Arbeitsbedingungen der rund 80'000 Bauarbeitern, die bei Hitze, Regen und Kälte die Schweiz bauen. Der Gesamtarbeitsvertrag läuft Ende Jahr aus und muss neu verhandelt werden. Ohne Einigung bis Ende Jahr droht zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt ein vertragsloser Zustand auf dem Bau.

Es braucht endlich familienfreundliche Arbeitszeiten

Überlange Arbeitstage mit hoher körperlicher Belastung und ausufernden Reisezeiten, die ein normales Familien- und Privatleben zunehmend verunmöglichen: Dieses Problem muss im neuen Vertrag gelöst werden. Das ist auch der Grund, warum heute jeder zweite ausgelernte Maurer die Branche verlässt und gemäss einer Studie des Baumeisterverbands ein Drittel der benötigten Fachkräfte bis 2040 fehlen wird.

«Mit Arbeitstagen bis 9 Stunden in der Sommerhitze, zunehmenden Überstunden und oftmals mehrstündigen Reisezeiten vom Betrieb zur Baustelle, ist es kein Wunder, dass immer mehr das Gefühl haben, zwischen Bauberuf und ihrem Familienleben entscheiden zu müssen. Es ist Zeit für Veränderungen und die Leute, die unsere Häuser und Strassen bauen, haben das auch verdient.», so Nico Lutz, Verhandlungsleiter und Mitglied der Unia-Geschäftsleitung.

Die Bauarbeiter haben klare Forderungen für eine attraktivere Baubranche:

  • Schluss mit unbezahlter Reisezeit zur Baustelle: Reisezeit im Auftrag der Firma gehört zur Arbeitszeit und muss bezahlt werden. Heute gilt die Reisezeit vom Betrieb zur Baustelle entgegen dem Gesetz nicht zur Arbeitszeit und wird erst nach 30 Minuten überhaupt entschädigt.
  • Eine bezahlte Znüni-Pause: In anderen Berufen ist das längst Standard.
  • Kürzere Arbeitstage: Acht Stunden harte Arbeit sind genug.
  • Lohnerhöhung und gesicherter Teuerungsausgleich für die Zukunft: Die Bauarbeiter verdienen eine Sicherung ihrer Kaufkraft.

Baumeister fordern längere Tage für weniger Lohn und schnellere Entlassung von Bauarbeitern über 55

Geht es nach dem Baumeisterverband, sollen die Bauarbeiter noch mehr leisten und dies für weniger Lohn. Konkret: längere Arbeitstage, mehr als doppelt so viele Überstunden, Arbeit auf Abruf und eine 6-Tage-Woche mit dem Samstag als normalem Arbeitstag. Zudem will der Baumeisterverband die Kündigungsfristen für ältere Bauarbeiter kürzen und diese schneller auf die Strasse stellen können.

Für die Bauarbeiter ist klar: Ohne attraktivere Arbeitsbedingungen fährt die Branche in die Wand. Die Bauleute brauchen im neuen Vertrag Lösungen für die offensichtlichen Probleme. «Weder ein Hinausschleppen der Missstände gemäss Status Quo noch die radikalen Verschlechterungen der Baumeisterspitze kommen in Frage.», so Guido Schluep, Co-Branchenleiter der Gewerkschaft Syna. Ohne Verhandlungsbereitschaft der Baumeisterspitze steuert die Baubranche auf einen harten Arbeitskampf zu.

Aktuell läuft in der ganzen Schweiz auf dem Bau eine Streikabstimmung.

 

Gemeinsame Medienmitteilung der Gewerkschaften Unia und Syna