Die finanzielle Situation der Menschen mit tieferen und mittleren Einkommen ist auch in der Schweiz zunehmend angespannt. Die Teuerung läuft den Löhnen davon, die Energiekosten steigen und im nächsten Jahr kommt der Krankenkassen-Prämienschock. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) hat heute an einer Medienkonferenz die Folgen dieser Entwicklung dargelegt.
Das Problem der ungenügenden Lohnentwicklung besteht schon länger: Die Lohnschere öffnet sich in den letzten Jahren wieder, denn die Löhne der Topverdiener steigen, während die mittleren und tiefen Löhne stagnieren. Obwohl die Produktivität ständig zunimmt, bekommen die Arbeitnehmenden seit Jahren keine Lohnerhöhung, die das auch abbildet. Konkret heisst das: Die arbeitenden Menschen erhalten immer weniger von dem Reichtum, den sie erarbeiten.
Die Unia hat für die laufende Lohnrunde gefordert, dass die volle Teuerung ausgeglichen und darüber hinaus die Löhne erhöht werden. Das bedeutet eine Erhöhung der Löhne um 4 bis 5 Prozent. In einigen Branchen und Betrieben konnte ein Ausgleich der Teuerung ausgehandelt werden, teilweise auch mehr. Beispiele sind das Gastgewerbe, die Reinigungsbranche in der Deutschschweiz und die Uhrenindustrie.
Doch andere Arbeitgeber und Arbeitgeberverbände wollen sich trotz gutem Geschäftsgang aus der Verantwortung stehlen. Im Detailhandel, etwa bei Coop, müssen viele Beschäftigte einen Lohnverlust hinnehmen. Sogar in gewissen Betrieben, wo im Gesamtarbeitsvertrag der volle Teuerungsausgleich verankert ist, versuchen die Arbeitgeber, diesen zu verwehren. Die Beschäftigten werden dies nicht akzeptieren.
In der Lohnfrage braucht es eine Kehrtwende. «Ein Lohn muss zum Leben reichen», sagte Unia-Präsidentin Vania Alleva an der heutigen Medienkonferenz. Das ist nicht mehr garantiert. Deshalb braucht es Verbesserung bei den Mindestlöhnen: 4000 Franken x 13 ist das absolute Minimum, das in vielen Bereichen noch umgesetzt werden muss. Angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre und der Teuerung braucht es 4500 Franken für Ungelernte und 5000 Franken für Arbeiter:innen mit Ausbildung. Dafür wird die Unia in Zukunft kämpfen.