Die FWG hat ihren hauseigenen Velokurierdienst per Ende Oktober eingestellt und setzt seit November auf Plattformanbieter wie Uber Eats. Deshalb erhielten im September die rund 120 verbliebenen Kurier:innen der FWG ihre Kündigung per Ende Oktober. FWG löste bereits im Juni und Juli 40 Arbeitsverhältnisse auf, auch sie erhalten nun eine Abfindung – ein Zugeständnis, das FWG zunächst ausdrücklich ausgeschlossen hatte und das nur durch den Druck der organisierten Belegschaft möglich wurde. Nun haben sich die Parteien geeinigt auf einen Sozialplan.
Peter, der 6 Jahre als FWG-Kurier arbeitete, meint: «Das hat sehr lange gedauert und es ist auch das Gefühl aufgekommen, dass man auf Zeit gespielt hat von der Arbeitgeberseite.»
Federico*, er war vier Jahre als Kurier für FWG tätig, ordnet ein: «Ich bin vor allem enttäuscht, dass hinter dieser progressiven, bunten, familiären Fassade dann einfach trotzdem der knallharte Kapitalismus sitzt. Es war für mich wirklich eine prägende Erfahrung, dass in einer solchen Extremsituation nicht auf den Arbeitgeber, sondern auf die Gewerkschaften Verlass ist.»
Der vereinbarte Sozialplan sieht eine finanzielle Abfindung von 2,5 durchschnittlichen Monatslöhnen vor. Er umfasst u.a. folgende weitere Elemente:
Matteo*, ein betroffener Kurier, äussert sich zum Erreichten: «Das Ergebnis leistet für meine Kollegen und mich eine gewisse Sicherheit, um in Zukunft unsere Miete etc. bezahlen zu können. Das Ergebnis ist sicherlich ein Ausdruck unserer Organisation. Es ist insofern ein Erfolg, dass wir, wenn wir uns nicht zusammengeschlossen hätten, dieses Ergebnis niemals hätten erzielen können.»
Laura, 15 Monate für FWG tätig, meint: «Es ist besser, als gar keinen Sozialplan zu haben, aber es stellt uns nicht ganz zufrieden. Wir fühlen uns immer noch irgendwie ein bisschen betrogen.»
FWG hatte die Situation zunächst nicht als Massenentlassung anerkannt und sich geweigert, Sozialplanverhandlungen aufzunehmen. Erst durch Proteste, öffentlichen Druck und die konsequente gewerkschaftliche Organisation der Belegschaft konnte FWG zu Gesprächen gezwungen werden.
Anna*, Kurierin bei FWG für über 2 Jahre, dazu: «Es war aus meiner Sicht sehr klar, dass eine Massenentlassung mittels einer Salamitaktik umgangen werden sollte.»
Nochmals Matteo: «Eine Massenentlassung ist nie eine Notwendigkeit, sie ist immer Ausdruck des Willens von den Reichen und unseren Chefs, noch mehr Geld zu scheffeln. Wir müssen uns gemeinsam organisieren, um eine Antwort auf diese Entscheide zu finden und hierbei ist die Gewerkschaft zentral, also: alle sollten sich organisieren.»
Gewerkschaft Unia 2025