In der Westschweiz legen 7000 Bauarbeiter den zweiten Tag in Folge ihre Arbeit nieder

Nach den erfolgreichen Protestaktionen von gestern in Genf, Lausanne, Freiburg und La Chaux-de-Fonds unterbrachen die Bauarbeiter aus der ganzen Romandie ihre Arbeit, um an der Kundgebung in Lausanne teilzunehmen. Die Bauarbeiter fordern familienfreundliche Arbeitszeiten und protestierten gegen die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, die der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) vorschlägt. Die Bauarbeiter verlangen Respekt für ihre Arbeit: Der SBV muss ihre Forderungen endlich ernst nehmen.

Nach dem kraftvollen Auftakt im Tessin (20. Oktober) und in Bern (31. Oktober) hat die Protestwelle nun die Romandie erreicht, wo gestern dezentrale Mobilisierungen in Lausanne, Genf, La Chaux-de-Fonds und Freiburg stattfanden. Heute versammelten sich die Bauarbeiter aus allen Westschweizer Kantonen zu einer Grossdemo in Lausanne.

Respekt für die Arbeit der Bauarbeiter!

Der Landesmantelvertrag (LMV) für das Bauhauptgewerbe, der rund 80 000 Bauarbeiter betriff, läuft Ende Jahr aus und muss zwischen den Gewerkschaften und dem SBV neu verhandelt werden. Die Verhandlungen laufen seit mehreren Monaten, aber eine Lösung ist nicht in Sicht. Entsprechend gross ist die Wut der Mauer, die ihre Forderungen in den Strassen von Lausanne laut und deutlich zum Ausdruck brachten.

Nico Lutz, Delegations- und Verhandlungsleiter der Gewerkschaft Unia, erklärt, warum die Bauarbeiter demonstrieren: «Den Bauarbeitern wurde noch nie etwas geschenkt. Ihre Arbeit ist sehr hart und gefährlich. Es besteht ein eklatanter Nachwuchsmangel, der Druck aufgrund der knappen Fristen ist enorm und die Arbeitstage sind sehr lang. Dem muss ein Ende gesetzt werden, sonst hat die Branche keine Zukunft. Auch die Maurer haben es verdient, am Abend nach der Arbeit ihre Kinder zu sehen. Wegen der überlangen Arbeitstage und der langen Reisezeit ist das aber zurzeit nicht der Fall.»

Klare Forderungen

Um die Zukunft ihrer Branche sicherzustellen, fordern die Bauarbeiter:

  • Schluss mit unbezahlter Reisezeit zur Baustelle: Heute wird die Reisezeit vom Betrieb zur Baustelle entgegen dem Gesetz erst nach 30 Minuten entschädigt und zählt nicht zur Arbeitszeit.
  • Bezahlte Znüni-Pause: in anderen Berufen längst Standard.
  • Kürzere Arbeitstage: Acht Stunden harte Arbeit sind genug.
  • Garantierter Teuerungsausgleich zur Sicherung der Kaufkraft.

Anstatt auf die berechtigten Forderungen der Bauarbeiter einzugehen, provoziert die Baumeisterspitze mit Vorschlägen für noch längere Arbeitstage, einfachere Entlassungen älterer Bauarbeiter und Lohnkürzungen. «Es ist allgemein anerkannt, dass die Branche ein grosses Nachwuchsproblem hat. Die Forderungen der Arbeitgeber sind daher völlig realitätsfremd. Jeder zweite Maurer verlässt heute die Branche», so Michele Aversa, Co-Branchenleiter Bau bei Syna.

Die Proteste gehen weiter

Die Bauarbeiter kämpfen weiter, bis sie gehört werden. Nach den ersten starken Protesttagen vom 20. Oktober im Tessin und vom 31. Oktober in Bern sowie den dezentralen Mobilisierungen in Genf, Lausanne, Freiburg und La Chaux-de-Fonds vom 3. November und der Kundgebung der Bauarbeiter aus der ganzen Westschweiz in Lausanne vom 4. November finden am 7. November in der Nordwestschweiz und am 14. November in Zürich, wo der SBV seinen Sitz hat, weitere Protestaktionen statt.

Medienmitteilung der Gewerkschaften Unia und Syna

Verwandte Links