Stress und Erschöpfung in der Lehre: Mehr Gesundheitsschutz ist nötig!

Die Gewerkschaft Unia hat eine grosse Umfrage unter Lernenden durchgeführt, die erschreckendes ans Licht brachte: Von 1100 Teilnehmenden leiden die meisten an Stress und Erschöpfung oder an überlangen Arbeitstagen. Obwohl jede:r vierte Lernende die Lehre abbricht, reden Politiker und Wirtschaftsbosse die besorgniserregende Situation schön. Die Unia fordert mehr Gesundheitsschutz sowie vermehrte und bessere Kontrollen der Arbeitsbedingungen in der Lehre. Denn gute, gesunde und diskriminierungsfreie Ausbildungsbedingungen sind Voraussetzung für einen erfolgreichen Lehrabschluss und den Start ins Berufsleben.

Die Unia hat eine grosse Umfrage durchgeführt, an der über 1100 Lernende teilnahmen. Die Umfrage thematisierte Stress, die Zufriedenheit mit der Ausbildung, Erfahrungen mit Diskriminierung und Mobbing am Arbeitsplatz und Arbeitsbedingungen wie Arbeitszeiten und Lohn.

Stress am Arbeitsplatz ist weitverbreitet

Die Mehrheit der Teilnehmenden gibt an, während der Arbeit unter Stress zu leiden und sich nach der Arbeit erschöpft zu fühlen. 92,4 Prozent der Lernenden empfinden Stress am Arbeitsplatz, 53,2 Prozent davon häufig oder immer. Dies zeigt: Mehr Gesundheitsschutz ist dringend nötig.

Überlange Arbeitszeiten und tiefe Lehrlingslöhne

Die Mehrheit der Lernenden verdient vom ersten bis zum vierten Ausbildungsjahr weniger als 999 Franken im Monat. Jeder zwanzigste Lernende gar weniger als 500 Franken im Monat.

Mehr als die Hälfte der Lernenden gibt an, mehr als neun Stunden pro Tag zu arbeiten, was den gesetzlichen Rahmen überschreitet. Ein Viertel der Lernenden überschreitet diese Stunden wöchentlich. Knapp die Hälfte der Lernenden hat ein Problem mit zu langen Arbeitszeiten.

Diskriminierungen gefährden die Gesundheit

Diskriminierungen, einschliesslich sexueller Belästigung, Rassismus und Mobbing, beeinträchtigen das Wohlbefinden der Lernenden und machen die Lernenden anfälliger für physische und psychische Erkrankungen. Sind Lernende von mehreren Diskriminierungsformen betroffen, so sind sie deutlich verwundbarer und ihre Gesundheit ist umso mehr gefährdet.

27,9 Prozent der Frauen und 7,8 Prozent der Männer haben sexuelle Belästigung erlebt.

Von Rassismus sind 35,3 Prozent der Lernenden betroffen. Davon erleben gar 12 Prozent oft Rassismus. Berufliches Mobbing ist ebenfalls weit verbreitet, wobei ein Drittel der Befragten angibt, sich unwohl oder von feindlichen Verhaltensweisen betroffen zu fühlen.

Ungenügende Kontrollen

54,9 Prozent der Lernenden geben an, dass ihr Betrieb noch nie vom Amt für

Berufsbildung kontrolliert wurde. Es mangelt in den Lehrbetrieben klar an Aufsicht durch die Behörden. Eine bessere Regulierung und mehr Kontrollen würden die Ausbildungsbedingungen und die Ausbildungsqualität in den Betrieben verbessern.

Mehr Gesundheitsschutz und Kontrollen sind nötig

Stress und Erschöpfung erhöhen das Risiko von Arbeitsunfällen und stellen ein öffentliches Gesundheitsproblem dar. Die Unia fordert sofortige Massnahmen, um die Ausbildungsbedingungen zu verbessern und die Gesundheit der jungen Berufsleuten zu schützen. Die Unia fordert mehr Freizeit für die Lernenden, damit sie sich erholen können, besseren Schutz vor Missbrauch und Diskriminierung im Betrieb sowie bessere Löhne. Notwendig sind dazu wirksame Massnahmen und auch Kontrollen. Es ist im Interesse der Gesellschaft die Gesundheit der Lernenden und Qualität der dualen Berufsbildung zu verbessern.