Über 15’000 Bauarbeiter fordern mehr Schutz für ihre Gesundheit und kein Arbeitszeitdiktat der Baumeister

Über fünfzehntausend Bauarbeiter haben heute an einer eindrücklichen Demonstration in Zürich klargemacht, dass sie eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen verlangen. Und sie wehren sich entschieden, gegen die Abbauforderungen der Baumeister. Diese wollen, dass die Bauarbeiter im Sommer bei grösster Hitze noch länger arbeiten müssen und die Arbeitszeiten vollständig nach ihrem Gusto diktieren.

Der Landesmantelvertrag (LMV) für das Bauhauptgewerbe, der die Arbeitsbedingungen für rund 80’000 Bauarbeiter festlegt, läuft Ende dieses Jahres aus. Die Bauarbeiter kämpfen für einen neuen, guten Vertrag. Sie fordern mehr Schutz für die Gesundheit, faire Arbeitszeiten und ein Ende des Stundenklaus bei Reisezeit und Schlechtwetter. Doch auf diese Anliegen sind die Baumeister in den bisherigen Verhandlungsrunden gar nicht eingetreten. Vielmehr wollen sie die Bauarbeiter im Sommer bei grösster Hitze noch länger arbeiten lassen und nach ihrem Gusto frei und kurzfristig diktieren, wann gearbeitet wird.

Kein Arbeitszeitdiktat der Chefs

Der Baumeisterverband will den Arbeitszeitkalender, der eine Planung der Arbeitszeit ermöglicht, ganz abschaffen. Allein die gesetzlichen Limiten sollen gelten. «Dies würde bedeuten, dass die Bauarbeiter in der Sommerhitze jeden Tag zehn Stunden auf der Baustelle arbeiten könnten. Und wenn der Chef alleine die Arbeitsplanung bestimmt und kein Bauarbeiter weiss, wann er am Abend nach Hause kommt, dann leiden die Familie und das soziale Leben», kritisierte Nico Lutz, Sektorleiter der Gewerkschaft Unia an der Abschlusskundgebung auf dem Helvetiaplatz. Und er warnte vor den fatalen Folgen: Die Arbeit auf dem Bau werde weiter an Attraktivität verlieren und der Fachkräftemangel werde sich noch weiter verschärfen.

Es braucht höhere Löhne, weil das Leben teurer wird

Trotz bester Baukonjunktur haben die Baumeister in den vergangenen zwei Jahren eine generelle Lohnerhöhung verweigert. Selbst der ausserordentliche Einsatz der Bauarbeiter während der Covid-Pandemie wurde nicht honoriert. Mit anziehender Teuerung wird die Forderung nach mehr Lohn noch dringender. «Die Baumeister versuchen einen Deal anzubieten: mehr Lohn für Deregulierung der Arbeitszeit. Das ist unanständig. Der Verkauf der Gesundheit der Bauarbeiter steht nicht zur Debatte», sagte Johann Tscherrig, Branchenverantwortlicher der Gewerkschaft Syna, vor der Menge auf dem Helvetiaplatz. Und: «Es braucht jetzt höhere Löhne, weil das Leben teurer wird!»

Ein neuer LMV mit mehr Schutz und mehr Fairness

Bereits letztes Jahr haben die Bauarbeiter in einer breiten Abstimmung ihre Prioritäten für die Erneuerung des LMV festgelegt. Sie fordern mehr Schutz für die Gesundheit, faire und planbare Arbeitszeiten und ein Ende des Stundenklaus bei Reisezeit und Schlechtwetter. Zudem sollen ältere Arbeitnehmende besser vor Kündigung geschützt werden. «Wir erwarten, dass die Baumeister in den Verhandlungen endlich auf diese Themen materiell eintreten, damit wir über konkrete Lösungen reden können», forderte Lutz in Zürich. Während die Baumeister letzten Herbst noch öffentlich mit einem vertragslosen Zustand drohten, machten die über 15’000 Bauarbeiter an ihrer Demonstration heute klar, dass sie bereit sind, für einen guten und fairen Vertrag zu kämpfen.


Medienmitteilung der Gewerkschaften Unia und Syna