Die Petition gegen die zwölf bewilligungsfreien Sonntagsverkäufe hat in kürzester Zeit über 9000 Unterschriften erhalten – ein deutliches Signal. Nicht nur das Verkaufspersonal, sondern auch die breite Bevölkerung spricht sich klar gegen eine Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft aus. Was sie stattdessen fordert: Respekt, gesunde Arbeitsbedingungen und faire Arbeitszeiten.
Zwölf bewilligungsfreie Sonntage pro Jahr anstatt vier: Das bedeutet, einen Sonntag pro Monat oder – beispielsweise vor Weihnachten – drei Monate am Stück sonntags die Geschäfte offen halten zu können, warnen die Gewerkschaften Unia und Syna.
«Die geplante Ausweitung der Sonntagsverkäufe ist ein massiver Angriff auf die Arbeitsbedingungen im Verkauf – aber nicht nur: Auch Jobs in der Reinigung, in der Logistik und der Sicherheit wären von mehr Sonntagsarbeit betroffen,» betont Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia.
Das Parlament politisiert mit diesem Vorhaben an der Bevölkerung vorbei – zumal die Schweizer Stimmbevölkerung zusätzliche Sonntagsverkäufe in zwei Dritteln der Abstimmungen bereits deutlich abgelehnt hatte. Zudem machen viele Kantone von der bestehenden Möglichkeit, bis zu vier verkaufsoffene Sonntage zu nutzen, gar keinen Gebrauch.
Eine anwesende Verkäuferin sagt: «Wir müssen schon jetzt mit immer weniger Personal immer mehr Arbeit leisten, da Personal eingespart wird. Wenn die Sonntagsverkäufe zunehmen, wird nicht mehr Personal eingestellt. Im Gegenteil: Das bestehende Personal wird auf sechs Arbeitstage aufgeteilt und wir haben noch mehr Stress. Dies führt zu Überbelastung, Krankheitsausfällen, und wieder mehr Stress für die Arbeitskollegen – ein Teufelskreis.»
Tatsächlich sind die Arbeitsbedingungen in der Detailhandelsbranche, in der mehrheitlich Frauen arbeiten, bereits jetzt prekär: Tiefe Löhne, Arbeit auf Abruf und zerstückelte Einsatzzeiten erschweren die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
«Die Sonntagsruhe ist kein Luxus – sie ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Sie schützt Gesundheit, sie stärkt das soziale Gefüge», sagt Nora Picchi, Mitglied der Geschäftsleitung von Syna.
Die Missachtung der Bedürfnisse von Arbeitnehmenden ist nicht nur enttäuschend, sondern auch bedenklich. Der arbeitsfreie Sonntag ist kein Luxus, sondern ein grundlegender Schutz für die Gesundheit und den sozialen Zusammenhalt. Und als wäre das nicht genug, will ein weiterer Vorstoss im Parlament sogar Sonntagsarbeit unter dem Deckmantel von «Telearbeit» bis zu neun Mal pro Jahr erlauben – ohne Bewilligung, ohne Zuschläge, und nicht einmal auf Telearbeit beschränkt. Das ist brandgefährlich! Das ist eine Telearbeit-Falle, die am Schluss alle treffen kann.
Unia und Syna werden diese Verschlechterung der Schutzbestimmungen mit all ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln – nötigenfalls mit einem Referendum – bekämpfen.
Gewerkschaft Unia 2025