Wie im Report «Das System DPD» dargelegt, sind die DPD-Fahrer:innen über Subunternehmen angestellt. Damit entzieht sich DPD seiner Verantwortung für die Arbeitsbedingungen.
Zwar sind die Methoden je nach Subunternehmen verschieden, aber am Ende sind es die Fahrer:innen, die im «System DPD» die Zeche zahlen.
Einige Subunternehmen lassen die Fahrer:innen ein Dokument unterscheiben, wo sie bestätigen, dass sie «nur» 44 Stunden pro Woche gearbeitet haben – selbst wenn es in Wahrheit viel mehr Stunden waren. So kommt es dann, dass alle Fahrer:innen desselben Subunternehmens jeden Arbeitstag um exakt dieselbe Zeit beginnen und beenden, als ob bei der Paketzustellung oder auf der Strasse nie etwas Unvorhergesehenes passieren würde.
Andere Subunternehmen lassen die Fahrer:innen zwar wöchentlich ihre gearbeiteten Stunden aufschreiben, bearbeiten die Abrechnungen aber nachträglich und weisen nie ein Überstundensaldo aus. In einigen Fällen wurden Überstunden aufgeschrieben, die Erfassung nach drei Wochen aber wieder beendet.
Schliesslich gibt es auch Subunternehmen, wo rein gar nichts erfasst und natürlich auch keine Überstunden bezahlt werden.
Sogar mit der vorsichtigen Annahme von fünf unbezahlten Überstunden pro Woche (also 20 Stunden pro Monat) entgehen den Fahrer:innen bei einem Stundenlohn von 21 Franken jeden Monat über 400 Franken – in der «Nebensaison».
Zu Spitzenzeiten leisten die Fahrer:innen teilweise Gratisarbeit für über 1500 Franken pro Monat und Person. Wenn man in Betracht zieht, dass Überstunden mit 25 Prozent Zuschlag ausbezahlt werden müssen, sind die Summen noch höher.
Diese Situation ist nicht hinnehmbar. Viele Beschäftigte haben begonnen, ihre Überstunden selber zu erfassen, um die Beträge nachträglich einfordern zu können. Wenn die Subunternehmen nicht in der Lage sind, die geschuldeten Summen für die ausstehenden Löhne zu bezahlen, muss DPD Schweiz dafür geradestehen.
Denn es sind die Fahrer:innen, die mit ihrer Arbeit für die tollen Geschäftsergebnisse von DPD im liberalisierten Postmarkt sorgen. Sie haben das Recht, für ihre Arbeit fair entlöhnt zu werden.
«Ausser am Montag, wenn es ruhiger ist, arbeiten wir auch jetzt im Sommer regelmässig 11 oder 12 Stunden am Tag. Es gibt Kollegen, die um 5:30 oder 6 Uhr morgens kommen und nicht vor 19 Uhr nach Hause gehen. Ihre Überstunden werden, wie bei allen, nie bezahlt. Im Frühling hat unser Chef uns Zeiterfassungsblätter ausfüllen lassen, aber er hat sie nie beachtet. Nach ein paar Wochen hat er uns dann keine mehr gegeben. Jetzt gehen wir am Ende des Monats in sein Büro und unterschreiben ein Blatt mit einer erfundenen Zeitabrechnung. Wir wissen, dass wir das Blatt nicht unterschreiben sollten, aber wir haben keine Wahl. Er droht, uns schlechtere Verträge im Stundenlohn auszustellen, wenn nicht akzeptieren. Wir wagen nicht, etwas zu sagen. Wir haben ja Familien und brauchen das Einkommen.»