Lohnrunde 2025/2026: Kleine Reallohnerhöhungen, aber insgesamt ungenügend

Grosses Transpi an Demo mit der Aufschrift: Mehr Lohn für alle! Geld ist genug da.
Enttäuschende Lohnrunde 2025/26: Die Arbeitnehmenden haben mehr verdient für ihre Leistung und ihren Einsatz! (Foto: Manu Friederich)
Die Zwischenbilanz der Lohnrunde 2025/2026 ist ernüchternd: Viele Abschlüsse gleichen die Teuerung aus und erhöhen die Löhne minimal. Doch das reicht nicht! Seit über zehn Jahren stagnieren die Reallöhne und bleiben hinter der Produktivität zurück.

Im nächsten Jahr erhalten viele Arbeitnehmende eine Lohnerhöhung bis zu 1 Prozent. Angesichts der tiefen Teuerung von 0,2 Prozent bedeutet das zwar eine kleine reale Verbesserung. Doch Grund zur Euphorie gibt es nicht: Seit mehr als zehn Jahren stagnieren die Reallöhne, während Mieten und Krankenkassenprämien ungebremst steigen. 

Coop und Fenaco verweigern generelle Lohnerhöhungen

Umso stossender ist es deshalb, dass einige Arbeitgeber angemessene Lohnabschlüsse blockieren. Zum Beispiel Coop: Der Detailhändler verweigert eine generelle Erhöhung und setzt auf individuelle Anpassungen. Die Beschäftigten lehnten dieses Resultat ab. Auch Fenaco legte ein Angebot vor, das für die Mitarbeitenden inakzeptabel war. Damit scheiterten die Lohnverhandlungen bei Fenaco bereits das vierte Jahr in Folge. 

Höhere Mindestlöhne in der Reinigungs- und Sicherheitsbranche

Deutliche Fortschritte gibt es dagegen in der Reinigung und in der Sicherheitsbranche. Im Reinigungsgewerbe Deutschschweiz steigen die Mindestlöhne Anfang Januar um 3 Prozent. Bei den privaten Sicherheitsdiensten steigen die Mindestlöhne für Mitarbeitende im Stundenlohn um 2 Prozent. Davon profitieren rund zwei Drittel aller Beschäftigten in der Branche. Das zeigt: Verbesserungen sind möglich! 

Weitere Ergebnisse im Überblick:

  • Dienstleistungsbranchen: Im GAV Tankstellenshops steigen die Mindestlöhne um 1 Prozent. Im Gastgewerbe einigten sich die Sozialpartner aufgrund der laufenden GAV-Verhandlungen auf eine Anpassung der Mindestlöhne um 0,2 Prozent. Im Personalverleih erhöhen sich die Mindestlöhne um 1,1 Prozent.
     
  • Gewerbe: Im Gewerbe gibt es leichte Reallohnzuwächse. In vielen GAV steigen die Löhne um bis zu 0,8 Prozent, meist generell.
     
  • Bau: Im Bauhauptgewerbe muss der Lohnabschluss im Rahmen des Verhandlungsresultates LMV noch ratifiziert werden. Ein starkes Ergebnis wurde im Garten- und Landschaftsbau der Kantone Freiburg, Neuenburg, Jura und Berner Jura erzielt: Die generelle Erhöhung von 2,2 Prozent zeigt, dass substanzielle Verbesserungen möglich sind.
     
  • Industrie: In der Industrie gibt es erst wenige Lohnergebnisse. Die Fortschritte sind bescheiden. Vielerorts liegen die Resultate unter 1 Prozent. Besonders stossend: Bei Nestlé am Standort Lausanne und Nespresso gehen die Mitarbeitenden ganz leer aus und erhalten nicht mal die Teuerung ausgeglichen.

Es braucht generelle Lohnanpassungen für alle

Seit über zehn Jahren stagnieren die Reallöhne und bleiben hinter der Produktivität zurück. Die Lohnrunde 2025/2026 macht deutlich: Trotz kleiner realer Verbesserungen bleibt die strukturelle Stagnation bestehen. Der Nachholbedarf bleibt gross! Es zeigt sich einmal mehr: Fortschritte für die Beschäftigten gibt es nur dank generellen Lohnrunden.

Tabelle der Lohnresultate 2025/2026

GAV / UnternehmenEffektivlöhneMindestlöhneWeiteres
Autogewerbe BL, BS 0,5 % generell  
Automobile Jura, Jura bernois30 CHF generell20 bis 60 CHF 
Autorimesse TI 0,3 % generell1 % 
Betonwaren-Industrie

15 CHF generell, 

5 CHF individuell

  
Bureaux d'ingénieurs à Genève 100 bis 200 CHF 
CCT du secteur du paysagisme Fribourg, Neuchâtel, Jura et Jura bernois2,2 % generell  
Coop Genossenschaft1 % individuell100 CHF 
Decken- und Innenausbausysteme40 CHF generell  
Elektro (CH ohne GE und VS)50 CHF generell Mittagsentschädigung +2 CHF, Ferien +2 bis +5 Tage, Vaterschaftsurlaub 10 Tage zu 100%
EWB Energie Wasser Bern

0,2 % generell

0,7 % individuell

  
Fenaco

0,1 % generell, 

0,65 % individuell,

50 Franken für zwei Drittel der Beschäftigten bis 4750 Franken in der Lebensmittelindustrie

100 CHF

(mit Ausnahme der Lebensmittelindustrie)

 
GAV der Schweizerischen Uhren- und Mikrotechnik-industrie0,2 % oder 12 CHF generell  
Gebäudehülle D-CH, TI40 CHF generell0,5 % 
Haco/Narida AG

0,5 % generell, plus 30 Franken für Löhne bis 5000 Franken

0,5 % individuell

  
Holzindustrie25 CHF generell25 CHF 
Kaminfeger ZH2,2 % generell  
L-GAV des Gastgewerbes 0,2 % 
Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie 0,1 % 
Métallurgie du bâtiment du Canton de Genève20 CHF generell60 bis 80 bei den Lernenden 
Nestlé Standort Lausanne & Nespresso0 %  
Novartis0,8 % bis 1,2 % generell (je nach Lohnhöhe) und 100 Franken für Jahreslöhne bis 85'000 Franken  
Parc et jardins, pépinières + l'arboriculture Canton de Genève0,5 % generell  
Reinigung Deutschschweiz 3 % 
Roche0,8% individuell  
Schreiner D-CH, TI

20 CHF generell, 

30 CHF individuell

2,5 % 
Schweizer Zucker0,7 % individuell  
Sicherheitsdienstleistungen 2 % (Kategorie C, Mitarbeitende im Stundenlohn) 
Siemens Schweiz AG0,5 % individuell0,1 % 
SOR Ausbaugewerbe Romandie / CCT Second oeuvre romand (plâtrerie-peinture, métiers du bois, …)53.10 CHF generell151 bis 196 CHF 
Stadler Rail0,5 % generell Weihnachtsgeld 1000 CHF
Tankstellenshops 40 CHF 
Union Central-schweizerischer Cigarrenfabrikanten (UCIFA)20 CHF generell20 CHFMutterschaftsurlaub 100 % bezahlt (bisher 80 %)
Wander

0,3 % generell,

0,7 % individuell

100 CHF 
Ziegelindustrie50 CHF generell10 CHF