Das war der 1. Kongresstag: Unia-Delegierte beschliessen Strategie und Reformprozess
«Uns bläst ein rauher Wind entgegen», hielt Unia-Präsidentin Vania Alleva zur Einführung in den Tätigkeitsbericht 2016-2020 nüchtern fest, «aber wir können uns erfolgreich wehren».
Erfolgreiche gewerkschaftliche Kämpfe
Alleva verwies auf die abgewehrten Arbeitgeber-Angriffe auf das Rentenalter 60 im Bauhauptgewerbe sowie auf die Gesamtarbeitsverträge in der MEM-Industrie und im Gastgewerbe. Auch auf politischer Ebene hat die Unia an vorderster Front Deregulierungsvorstösse zurückgeschlagen:
- gegen das Arbeitsgesetz
- Angriffe auf den Lohnschutz
- die fremdenfeindliche SVP-Kündigungsinitiative
Organisationsstrategie festgelegt
Zentrales Geschäft des ersten Kongresstages war die Organisationsstrategie, welche nach regen Debatten aktualisiert wurde. Die Unia will in denjenigen Branchen wachsen, in denen sie mit gewerkschaftlichen Kampagnen aktiv ist. Sie will ihre Mobilisierungsfähigkeit und die Netzwerke der aktiven Vertrauensleute stärken und sich gezielt in Fokusbetreiben verankern.
Schwerpunkt «Pflegeberufe»
Einen Schwerpunkt setzt die Unia auf die Pflegeberufe. Sie will einen konzentrierten Beitrag dazu leisten, diesen wichtigen, gewerkschaftlich aber nur sehr schwach erschlossenen Bereich mit bald einer halben Millionen Arbeitnehmenden zu organisieren.
Eine professionelle und kompetente Organisation
Die Organisationsstrategie behandelt auch die Stärkung der Mitgliederbetreuung, den Ausbau der GAV und die Verbesserung des GAV-Vollzugs, politische Kampagnen sowie die Effizienz der professionellen Gewerkschaftsarbeit und der Unia Arbeitslosenkasse, der grössten Arbeitslosenkasse der Schweiz.
Resolution: soziale Ungleichheit bekämpfen
Die Delegierten verabschiedeten eine Resolution zur Bewältigung der Covid-Pandemie. Sie fordern
- vollen Lohnersatz bei Kurzarbeit,
- allgemeinverbindliche GAV in der Pflege, im Verkaufs und in der Logistik,
- den Erhalt gefährdeter Arbeitsplätze in besonders betroffenen Branchen wie der Gastronomie,
- eine Covid-Solidaritätsabgabe für Superreiche
- und einen substanziellen Beitrag der Schweiz zum globalen Impfprogramm COVAX.
Reformprozess «Unia 2.0»
Schliesslich gaben die Delegierten grünes Licht für den Start einer Reformdiskussion «Unia 2.0». Diese hat zum Ziel, 17 Jahre nach der Unia-Gründung ihre Strukturen auf die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte vorzubereiten. Alleva bezeichnete diesen Prozess als Chance: «Mehr Beteiligungsmöglichkeiten und schlankere Strukturen mit klareren Kompetenzen werden uns helfen, die Balance zwischen lebendiger Vielfalt und notwendiger Einheit zu halten».