Die Zwischenbilanz der Lohnrunde 2025/2026 fällt ernüchternd aus: Viele Arbeitnehmende erhalten eine Lohnerhöhung bis zu 1 Prozent. Angesichts der tiefen Teuerung von 0,2 Prozent bedeutet das zwar eine kleine reale Verbesserung. Doch Grund zur Euphorie gibt es nicht: Seit mehr als zehn Jahren stagnieren die Reallöhne, während Mieten und Krankenkassenprämien ungebremst steigen. Die aktuellen Abschlüsse ändern daran wenig. Viele Firmen geben nicht einmal die jährliche Produktivitätssteigerung von rund 1 Prozent an die Mitarbeitenden weiter.
Umso stossender ist es deshalb, dass einige Arbeitgeber angemessene Lohnabschlüsse blockieren. Zum Beispiel Coop: Der Detailhändler verweigert eine generelle Erhöhung und setzt auf individuelle Anpassungen (1,1 Prozent, davon 0,1 Prozent generell). Die Beschäftigten lehnten dieses Resultat ab. Auch Fenaco legte ein ungenügendes Angebot vor (0,75 Prozent, davon nur 0,1 Prozent generell bzw. mindestens 50 Franken für zwei Drittel der Beschäftigten in der Lebensmittelindustrie bis 4750 Franken). Für die Mitarbeitenden ein inakzeptables Angebot. Damit scheiterten die Lohnverhandlungen bei Fenaco bereits das vierte Jahr in Folge.
Deutliche Fortschritte gibt es dagegen in der Reinigung und in der Sicherheitsbranche. Im Reinigungsgewerbe Deutschschweiz steigen die Mindestlöhne Anfang Januar um 3 Prozent. Die Reinigungsbranche zeigt: Echte Verbesserungen sind möglich. In den privaten Sicherheitsdiensten steigen die Mindestlöhne für Mitarbeitende im Stundenlohn um 2 Prozent. Davon profitieren rund zwei Drittel aller Beschäftigten in der Branche. Im GAV Tankstellenshops steigen die Mindestlöhne um 1 Prozent. Im Gastgewerbe einigten sich die Sozialpartner aufgrund der laufenden GAV-Verhandlungen auf eine Anpassung der Mindestlöhne um 0,2 Prozent. Positiv ist, dass sich im Personalverleih die Mindestlöhne um 1,1 Prozent erhöhen.
Ein starkes Ergebnis wurde im Garten- und Landschaftsbau der Kantone Freiburg, Neuenburg, Jura und Berner Jura erzielt: Die generelle Erhöhung von 2,2 Prozent zeigt, dass substanzielle Verbesserungen möglich sind.
Im Gewerbe gibt es leichte Reallohnzuwächse. In vielen GAV steigen die Löhne um bis zu 0,8 Prozent, meist generell. Im Ausbaugewerbe Romandie (Maler-Gipser, Holzberufe und verschiedene gewerblichen Branchen) gibt es Erhöhungen von 53.10 Franken auf die effektiven Löhne und zwischen 151 und 196 CHF auf die Mindestlöhne. In der Elektrobranche (CH ohne GE und VS) werden die Löhne um 50 Franken angehoben, dazu steigt die Mittagsentschädigung um 2 Franken. Beim GAV Gebäudehülle erhöhen sich die Löhne generell um 40 Franken, die Mindestlöhne um 0,5 Prozent. Im GAV Schreinergewerbe Deutschschweiz und Tessin gibt es 20 Franken generell und 30 Franken individuell sowie 2,5 Prozent mehr auf die Mindestlöhne. In der Holzindustrie steigen die Mindestlöhne sowie die Löhne generell um 25 Franken. Im Metallbau (CH ohne GE, VD, VS) blieb die Lohnrunde ohne Ergebnis.
In der Ziegelindustrie werden die Löhne generell um 50 Franken angehoben. In der Betonwarenindustrie steigen sie um 15 Franken generell und 5 Franken individuell. Im Bauhauptgewerbe muss der Lohnabschluss im Rahmen des Verhandlungsresultates LMV noch ratifiziert werden.
In der Industrie gibt es erst wenige Lohnergebnisse. Die Fortschritte sind bescheiden. Im MEM-GAV steigen die Mindestlöhne um 0,1 Prozent. Siemens Schweiz und Siemens Mobility AG erhöhten zusätzlich die effektiven Löhne individuell um 0,5 Prozent und Syntegon um 1 Prozent individuell und 20 Franken generell.
Stadler Rail zahlt 0,5 Prozent generell. In der Uhrenindustrie wird die Teuerung ausgeglichen. In der Zigarrenindustrie werden Effektiv- und Mindestlöhne um 20 Franken erhöht. Novartis gewährt trotz hoher Gewinne nur 0,8 bis 1,2 Prozent generell und 100 Franken pro Monat für alle mit einem Jahreslohn bis zu 85 000 Franken, bei Roche sind die Lohnverhandlungen mit individuellen Erhöhungen von lediglich 0,8 Prozent gescheitert. Schweizer Zucker gewährt 0,7 Prozent individuell, der Nahrungsmittelproduzent Wander 0,3 Prozent generell und 0,7 Prozent individuell. Haco/Narida gibt je 0,5 Prozent individuell und generell sowie 30 Franken generell für Löhne bis 5000 Franken im Monat. Die Mindestlöhne werden um 100 Franken erhöht. Bei Nestlé am Standort Lausanne und Nespresso gehen die Mitarbeitenden ganz leer aus und erhalten nicht mal die Teuerung ausgeglichen.
Seit über zehn Jahren stagnieren die Reallöhne der Beschäftigten und bleiben hinter der Produktivität zurück. Die von Arbeitgeberseite gepredigten individuellen Lohnanpassungen haben klar versagt. Die Lohnrunde 2025/2026 macht deutlich: Trotz kleiner realer Verbesserungen bleibt die strukturelle Stagnation bestehen. Der Nachholbedarf bleibt gross. Es zeigt sich einmal mehr: Fortschritte für die Beschäftigten gibt es nur dank generellen Lohnrunden.
15 CHF generell,
5 CHF individuell
0,1 % generell,
1 % individuell
0,2 % generell
0,7 % individuell
0,65 % individuell,
50 Franken für zwei Drittel der Beschäftigten bis 4750 Franken in der Lebensmittelindustrie
100 CHF
(mit Ausnahme der Lebensmittelindustrie)
0,5 % generell, plus 30 Franken für Löhne bis 5000 Franken
0,5 % individuell
20 CHF generell,
30 CHF individuell
0,3 % generell,
Gewerkschaft Unia 2025