Der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) regelt die Arbeitsbedingungen der rund 80'000 Bauarbeiter, die bei Hitze, Regen und Kälte die Schweiz bauen. Der Gesamtarbeitsvertrag läuft Ende Jahr aus und muss neu verhandelt werden. Ohne Einigung bis Ende Jahr droht zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt ein vertragsloser Zustand auf dem Bau.
Überlange Arbeitstage mit hoher körperlicher Belastung und ausufernden Reisezeiten, die ein normales Familien- und Privatleben zunehmend verunmöglichen: Dieses Problem muss im neuen Vertrag gelöst werden. Das ist auch der Grund, warum heute jeder zweite ausgelernte Maurer die Branche verlässt und gemäss einer Studie des Baumeisterverbands bis 2040 ein Drittel der benötigten Fachkräfte fehlen wird.
Die Bauarbeiter haben klare Forderungen für eine attraktivere Baubranche:
Geht es nach dem Baumeisterverband, sollen die Bauarbeiter aber statt Verbesserungen nur mehr Leistungsdruck erhalten – und dies für weniger Lohn.
Konkret: längere Arbeitstage, mehr Überstunden zu tieferer Entschädigung, weniger Lohn für Samstagsarbeit sowie die Möglichkeit, ältere Bauarbeiter schneller entlassen können.
Besonders befremdlich: Trotz akutem Fachkräftemangel und langfristig eingebrochenen Lernendenzahlen, fordert die Baumeisterspitze ausgerechnet für ausgelernte Fachkräfte Lohnkürzungen von bis zu 25 Prozent in den ersten fünf Jahren nach Lehrabschluss. Damit würde eine gelernte Fachkraft weniger verdienen als es der Mindestlohn eines Hilfsarbeiters ohne einen Tag Erfahrung auf dem Bau vorsieht!
Nachdem die Baumeisterspitze die Verhandlungen zunächst hinausgezögert, danach notwendige Verbesserungen blockiert und mit ihren Forderungen auch noch das Familienleben der Bauarbeiter ins Visier genommen hat, ist die Geduld der Bauleute am Ende. Seit Mitte Oktober beteiligen sich tausende Bauarbeiter an einer landesweiten, kraftvollen Protestwelle: zuerst im Tessin, dann in Bern, Anfang November in der ganzen Romandie und in der Nordwestschweiz.
Am kommenden Freitag, 14. November, werden Bauarbeiter in weiteren Teilen der Deutschschweiz ihre Arbeit niederlegen und vor dem Sitz des Baumeisterverbands in Zürich demonstrieren.
Um rasch zu einer Lösung zu kommen, boten die Gewerkschaften an der Verhandlung am Montag an, die Sitzung zu verlängern sowie am Folgetag weiter zu verhandeln. Im Falle einer Einigung wären sämtliche weiteren Protestaktionen hinfällig gewesen. Damit haben die Gewerkschaften erneut gezeigt, dass sie alles unternehmen, um eine Lösung zu erreichen.
Der Baumeisterverband lehnte dies jedoch ausdrücklich ab. Gleichzeitig stellte die Baumeisterspitze in Aussicht, zu einer Medienkonferenz einzuladen, um die Proteste der Bauarbeiter zu diskreditieren. Offensichtlich ist dem Baumeisterverband eine Medienkonferenz wichtiger als ein rasches Verhandlungsergebnis.
Die Gewerkschaften Unia und Syna arbeiten weiterhin engagiert darauf hin, bis Ende Jahr einen neuen Landesmantelvertrag vereinbaren zu können.
Gewerkschaft Unia 2025