Gotthard-Tunnelbauer legen Arbeit nieder und schliessen sich landesweiter Protestwelle an

Mehr Zeit für die Familie und faire Entschädigungen für die harte Arbeit im Tunnel – das fordern die Mineure, die derzeit die zweite Röhre des Gotthards bauen. Gerade im Tunnelbau, wo europaweit um Fachkräfte gerungen wird, muss die Attraktivität des Standorts Schweiz verbessert werden. Genau das blockiert aber der Baumeisterverband in den laufenden Bauverhandlungen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, legte heute ein Grossteil der Tunnelbauer am Gotthard die Arbeit nieder. Die Arbeitsniederlegung an der nationalen Grossbaustelle «Zweite Gotthardröhre» ist Teil einer landesweiten Protestwelle auf dem Bau im Rahmen der Neuverhandlung des Landesmantelvertrags.

Der Landesmantelvertrag für das Bauhauptgewerbe (LMV) regelt die Arbeitsbedingungen von rund 80'000 Bauarbeitern in der Schweiz. Der Gesamtarbeitsvertrag läuft Ende Jahr aus und muss deshalb neu verhandelt werden. Die Arbeitsbedingungen der Mineure und Tunnelbauer sind ebenfalls im LMV geregelt.

Schweizer Baubranche verliert an Attraktivität – besonders im Tunnelbau

Die Baubranche leidet unter akutem Fachkräftemangel. Der Grund: Immer mehr Druck, die immer schwierigere Vereinbarkeit von Familie und Bauberuf und stagnierende Löhne. Besonders ausgeprägt ist die Personalkrise im Tunnelbau, wo Fachkräfte international gesucht sind und um die hart gerungen wird. Im Vergleich zu den Nachbarsländern verliert der Standort Schweiz aufgrund der Arbeitsbedingungen der hiesigen Baubranche zunehmend an Attraktivität. Die Konsequenz: Immer mehr Tunnelbauer verlassen die Schweiz und Bauunternehmen suchen händeringend nach qualifizierten Fachkräften, um wichtige Infrastrukturbauprojekte realisieren zu können.

«Wenn harte Arbeit sich nicht mehr lohnt und der Baumeisterverband mehr Arbeit für weniger Geld verlangt, ist es kein Wunder, dass immer weniger Mineure und Tunnelbauer in der Schweiz arbeiten wollen. Es ist fünf vor zwölf – Verbesserungen sind dringend nötig.» so Chris Kelley, Co-Sektorleiter Bau der Gewerkschaft Unia.

Attraktivere Bedingungen dringend nötig – Baumeister blockieren

Die Bauarbeiter haben bei der aktuellen Neuverhandlung ihres Gesamtarbeitsvertrags klare Forderungen: 

  • Familienfreundliche Arbeits- und Reisezeiten, die ein Leben ausserhalb der Baustelle möglich machen
  • Garantierter Teuerungsausgleich zur Sicherung der Kaufkraft
  • Faire Entschädigungen für die harte Arbeit im Tunnel.

Trotz fünf Verhandlungsrunden ist eine Einigung nicht in Sicht. Geht es nach dem Baumeisterverband, sollen die Bauarbeiter aber statt Verbesserungen nur mehr Leistungsdruck erhalten – und dies für weniger Lohn. 

Konkret: längere Arbeitstage, mehr als doppelt so viele Überstunden wie heute zu tieferer Entschädigung, weniger Lohn für Samstagsarbeit und langjährige Bauarbeiter über 55 sollen schneller auf die Strasse gestellt werden. 

Besonders störend für den Tunnelbaubereich: Die Blockadehaltung der Baumeisterspitze herrscht trotz konstruktiven Direktgesprächen mit den am Gotthard-Projekt beteiligten Bauunternehmen, die dringend auf zukunftsfähige Lösungen angewiesen sind.

Tunnelarbeiter legen an Gotthard-Grossbaustelle aus Protest die Arbeit nieder

Heute Dienstag haben Mineure und Tunnelarbeiter sowohl in Göschenen wie in Airolo aus Protest die Arbeit niedergelegt. Die Tunnelarbeiter haben sich dann zu einer gemeinsamen Protestversammlung in Airolo versammelt. Die Tunnelarbeiter schliessen sich damit der landesweiten Protestwelle auf dem Bau im Rahmen der Neuverhandlung des Landesmantelvertrags an.

Landesweite Protestwelle geht in den kommenden Wochen weiter

Nachdem bereits am 20. Oktober Bauarbeiter im Hoch- und Tiefbau im Tessin und am 31. Oktober in Bern ihre Arbeit niedergelegt haben, ist der heutige Protesttag am Gotthard eine weitere Station einer landesweiten Bewegung auf dem Bau. Gleichzeitig finden am 3. und 4. November in der ganzen Romandie Protestaktionen statt, weitere am 7. November in der Nordwestschweiz und am 14. November in Zürich.

Zeigt sich der Baumeisterverband weiterhin nicht bereit, Lösungen für die Personalkrise auf dem Bau zu finden, steuert die Baubranche auf einen langen und harten Arbeitskampf zu.

Medienmitteilung der Gewerkschaften Unia und Syna

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