Spitzenlöhne steigen, Mindestlöhne in Gefahr

Die neue Lohnschere-Studie der Unia zeigt: Im letzten Jahr kassierten die Topverdiener der 39 grössten Schweizer Unternehmen im Schnitt 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig legten die durchschnittlichen Löhne in der Schweiz um nur 1,8 Prozent zu. Doch statt die Lohnexzesse in der Teppichetage zu deckeln, plant das Parlament, die geltenden kantonalen Mindestlöhne zu schwächen und die Löhne von Geringverdienenden zu senken. Die Unia fordert den Ständerat auf, dieses Vorhaben zu stoppen.

Seit 20 Jahren untersucht Unia jährlich die Differenz zwischen dem höchsten und dem tiefsten Lohn innerhalb der grössten Unternehmen der Schweiz. Für das Jahr 2024 wurden die Löhne von 39 Unternehmen analysiert. Mit einem durchschnittlichen Anstieg von 18 Prozent setzt sich der Trend zu steigenden Managerlöhnen fort. Das Lohngefälle bleibt enorm: 2024 lag es bei 1 zu 143. Das bedeutet, dass die am schlechtesten bezahlte Mitarbeiterin in einem Unternehmen 143 Jahre arbeiten müsste, um gleich viel zu verdienen, wie der Chef in einem Jahr.

Geldsegen für Teppichetage

An der Spitze der Topverdiener stehen erneut Manager von Pharmakonzernen und Banken. Ganz oben: Novartis-CEO Vasant Narasimhan mit einem Jahreslohn von 19,2 Millionen Franken – das 333-Fache des tiefstmöglichen Lohns bei Novartis. Auf Platz zwei folgt Flemming Ørnskov, CEO des Pharmakonzerns Galderma, der das Unternehmen 2024 an die Börse führte und 19 Millionen Franken verdiente. Den dritthöchsten Lohn kassierte David Layton, CEO der Partners Group, mit 16,9 Millionen Franken. Dahinter folgt UBS-Chef Sergio Ermotti, der trotz der staatlich abgesicherten Credit-Suisse-Rettung 14,9 Millionen einstrich. Bemerkenswert: Unter den 39 Topverdienern finden sich lediglich drei Frauen.

Parlament greift Mindestlöhne an

Statt die Lohnexzesse zu deckeln, plant die bürgerliche Parlamentsmehrheit das Gegenteil: Mit dem Lohnsenkungsgesetz sollen demokratisch beschlossene kantonale Mindestlöhne ausgehebelt werden. Die Folgen wären gravierend: Eine Coiffeuse in Genf würde monatlich rund 250 Franken verlieren – viel Geld für Menschen, die jeden Franken zweimal umdrehen müssen. Für UBS-CEO Sergio Ermotti hingegen sind das Peanuts: Mit seinem Stundenlohn von 7770 Franken muss er nur gerade 30 Minuten arbeiten, um den Monatslohn einer Coiffeuse zu verdienen.

Angesichts der krassen Lohnunterschiede fordert die Unia den Ständerat auf, Verantwortung zu übernehmen und das geplante Lohnsenkungsgesetz zu stoppen.

> Lohnschere-Studie 2025