Lohnungleichheit zu hoch: Monatlich 1453 Franken weniger Lohn für Frauen

Noch immer hinken die Löhne der Frauen denjenigen der Männer hinterher: Frauen in der Privatwirtschaft erhalten 17,5 Prozent weniger für ihre Arbeit als Männer. Die Folgen sind Armut, Abhängigkeit von ihren Partnern und tiefere Altersrenten. Daher sind obligatorische Lohnkontrollen und verstärkte Sanktionen gegen fehlbare Betriebe sowie eine Anpassung des Gleichstellungsgesetzes nötig.

Frauen verdienen in der Privatwirtschaft laut der aktuellen Lohnstrukturerhebung (LSE) 17,5 Prozent weniger als Männer. Das sind monatlich rund 1453 Franken weniger – mit gravierenden Folgen für die soziale Teilhabe und die künftigen Renten. Insbesondere in der Textilindustrie und im Detailhandel hat sich die Situation verschlechtert. Die Schweiz bleibt damit bei der Lohngleichheit in Europa auf einem abgeschlagenen Platz.

Lohndifferenz Frauen und Männer gemäss Lohnstrukturerhebung

Lohndifferenz Frauen und Männer pro Monat (Mittelwert)  
Total privater Sektor17,5 %1453 CHF
Herstellung von Nahrungsmitteln16,1 %1119 CHF
Maschinenbau19,3 %1643 CHF
Herstellung. von Textilien u. Bekleidung24,1 %1693 CHF
Detailhandel17,4 %1133 CHF
Gastgewerbe / Hotellerie7,6 %400 CHF
Erbringung v. sonst. Dienstleistungen18,3 %1493 CHF
Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen21,4%2269 CHF
Grundstücks- und Wohnungswesen21,7 %1965 CHF
Gesundheit und Sozialwesen (privater Sektor)18,8 %1559 CHF

Die Gründe für den Lohnunterschied sind vielfältig. Neben einem «unerklärbaren» Lohnunterschied – also direkter Diskriminierung – tragen auch strukturelle Faktoren bei, da Frauen mehr Teilzeit arbeiten, weniger berufliche Aufstiegschancen haben. Aber selbst bei gleicher Ausbildung und Erfahrung bleibt ein beträchtlicher Lohnrückstand, was auf sexistische Diskriminierung hinweist. Das Beispiel Gastgewerbe zeigt, dass Branchen mit allgemeinverbindlichen Gesamtarbeitsverträgen mit Mindestlöhnen weniger Lohnunterschiede haben.

Es braucht gesellschaftlichen Druck

Die Verfassung verlangt seit 1981 «gleichen Lohn für gleichwertige» Arbeit. Davon ist die Schweiz meilenweit entfernt. Daran ändern auch kleinere Verbesserungen, so wünschenswert sie sind, wenig. Trotz gewissen Verbesserungen, bestehen weiterhin Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern. Nur dank dem langjährigen Druck von Gewerkschaften und feministischen Bewegungen sind Veränderungen möglich. Das Ziel ist aber die vollständige Lohngleichheit.

Gleichstellungsgesetz bleibt zahnlos

Die Revision des Gleichstellungsgesetzes (GlG) hat ihr Ziel klar verfehlt. Nur die 500 grössten Unternehmen analysieren ihre Löhne, obwohl die Lohndiskriminierung besonders bei kleinen Unternehmen gravierend ist. Unternehmen können zudem private Revisionsstellen beauftrage, wodurch Gewerkschaften und Arbeitnehmendenvertretungen ausgeschlossen bleiben. Fehlende Sanktionen verschärfen das Problem zusätzlich.

Rasch weitere Massnahmen für Lohngleichheit nötig

Damit Lohngleichheit endlich Realität wird, braucht es klare und verbindliche Schritte:

  • Verpflichtende Lohnkontrollen, auch für Unternehmen mit weniger als 100 Angestellten.
  • Sanktionen bei Verstössen und verpflichtende Korrekturmassnahmen.
  • Regelmässige Prüfungen durch unabhängige und transparente Stellen.
  • Aufwertung von Frauenarbeit durch höhere Löhne in Branchen mit hohem Frauenanteil.

Zudem sind mehr und bezahlbare Kinderbetreuungsplätze nötig, um Frauen Vollzeitstellen zu ermöglichen und die strukturelle Benachteiligung zu beenden.