Gemeinsam mit Frauen, die auf Baustellen arbeiten, hat die Unia eine Kleber-Offensive entwickelt, die das Tabuthema sichtbar macht. Die pinken Kleber, welche die Frauen dem übergriffigen Kollegen oder dem passiven Chef an den Spind oder die Bürotür kleben können, tragen den Unmut der Frauen in den Betrieb. Damit markieren sie ihren Arbeitsplatz als «belästigungsfreie Zone».
Jedoch ist dem Problem mit Klebern nicht beizukommen. Es braucht konkrete Massnahmen, welche die Arbeitgeber gemäss ihrer Fürsorgepflicht umsetzen müssen.
So fordern die Baufrauen an ihrer heutigen Versammlung
«Jetzt müssen wir mit den Arbeitgebern konkrete Massnahmen festlegen. Die Chefs müssen wissen, dass sie in der Pflicht sind – denn wenn sie nicht nachweisen können, dass sie alles gegen sexuelle Belästigung unternommen haben, müssen sie die Haftung übernehmen,» sagt Bruna Campanello, Mitglied der Unia-Geschäftsleitung und Co-Leiterin Sektor Gewerbe.
Die Baufrauen betonen, dass sexuelle Belästigung niemals etwas mit Flirten zu tun hat, sondern einen Machtmissbrauch darstellt, den sie konsequent bekämpfen wollen.
2023 haben rund 300 Frauen, die auf dem Bau arbeiten, an der grossen Unia-Umfrage Fragen zu ihren dringlichsten Anliegen am Arbeitsplatz beantwortet. Die Umfrage «Frau auf dem Bau» war Teil der Frauenstreik-Kampagne der Unia.
Die Resultate waren erschrecken. Neben kritischen Rückmeldungen zu den hygienischen Zuständen auf den Toiletten der Baustellen, fehlender Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie Mängeln beim Gesundheitsschutz fielen besonders die Rückmeldung zu sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt auf. So gab über die Hälfte der Teilnehmerinnen an, bereits sexuelle Belästigung erlebt und ein Viertel gab an, sexualisierte Gewalt erlitten zu haben. Fünf Frauen kommentierten gar, dass der Tatbestand bei Ihnen «immer vorkomme».