Ristorante Vacanze Romane in Interlaken: L-GAV einhalten und Löhne nachbezahlen!
Die Arbeitsbedingungen im Interlakner Ristorante Vacanze Romane sind furchterregend: Die Arbeitszeit wird nicht erfasst, obligatorische Ruhetage werden nicht eingehalten, Lohn- und Zeitabrechnungen fehlen. Viele Angestellte warten zudem wochen- oder monatelang auf ihre Löhne, die verspätet, in Raten und in bar bezahlt werden. Zudem wurde mehreren Angestellten missbräuchlich fristlos gekündigt.
Beschäftigte fordern ihre Löhne ein
Von diesen Missständen berichteten heute mehrere ehemalige Angestellte des Betriebs an einer Medienkonferenz. «Wir warten immer noch auf unsere Oktoberlöhne», sagt ein ehemaliger Küchenangestellter. Gemeinsam mit mehreren Kolleg:innen und mit der Gewerkschaft Unia fordert er die ausstehenden Löhne ein, ebenso wie Guthaben für Ferien- und Ruhetage sowie Beiträge an die Sozialversicherungen, die bisher nicht bezahlt wurden. Auch die Lohnabrechnungen und die fehlenden Arbeitszeugnisse für ehemalige Angestellte müssen vom Betrieb nachgereicht werden.
Gesamtarbeitsvertrag und Gesetz einhalten
Unia-Regionalsekretär Giuseppe Reo zeigt sich von den Zuständen im Ristorante Vacanze Romane schockiert. «Wir haben es hier mit zahlreichen Verstössen gegen das Arbeitsgesetz und gegen des Landes-Gesamtarbeitsvertrag des Gastgewerbes (L-GAV) zu tun», sagt Reo. Er fordert vom Betrieb, dass sofort ein Zeiterfassungssystem eingeführt wird und die Löhne ordentlich per Banküberweisung bezahlt werden. Die Beschäftigten müssen zudem monatliche Lohn- und Zeitabrechnungen erhalten, damit sie überprüfen können, dass ihre Arbeitszeit korrekt entlöhnt wird.
Verstösse sind systematisch
Das ist umso wichtiger, als die Verstösse offenbar nicht zufällig sind. Der Inhaber des Ristorante Vacanze Romane hat in den letzten Jahren schon mit vier verschiedenen Gastrobetrieben Konkurs angemeldet. Es besteht die Gefahr, dass bei einem erneuten Konkurs die geschädigten Arbeitsnehmenden am Ende mit leeren Händen dastehen.
Sexuelle Belästigung: Es braucht einen Kulturwandel im Gastgewerbe
Neben dem skandalösen Fall des Ristorante Vacanze Romane machte die Unia anlässlich des internationalen Tages der Frauenrechte vom 8. März auch auf eine Sensibilisierungs-Kampagne zu sexueller Belästigung im Gastgewerbe aufmerksam, die heute auf nationaler Ebene lanciert wird: Mit Flugblättern und einem Sticker-Set, das den Arbeitsplatz zur «belästigungsfreien Zone» erklärt, soll ein Zeichen für Nulltoleranz bei sexueller Belästigung gesetzt werden. Die Sticker können auch online bestellt werden.