Kanton Bern stoppt Pilotversuch zu längeren Ladenöffnungszeiten

Im Dezember 2023 startete der Kanton Bern einen «Pilotversuch» und verlängerte die Öffnungszeiten in der Berner Innenstadt samstags um eine Stunde. Die Unia protestierte mit einer Petition und sammelte rund 2000 Unterschriften. Nun hat der Regierungsrat reagiert und den «Pilotversuch» gestoppt.

Die Unia nimmt den Entscheid der Berner Regierung zur Kenntnis und fordert nachdrücklich bessere Arbeitsbedingungen im Detailhandel. Von Beginn an hatte die Gewerkschaft mit ihren Mitgliedern das «Pilotprojekt» kritisiert, weil es für das Personal negative Folgen hatte. Eine von der Unia durchgeführte Umfrage bei den Beschäftigten in der Berner Innenstadt bestätigte dies klar:

  • Lohnkürzung (mehr Arbeit ohne Entschädigung)
  • Arbeitsverdichtung (mehr Arbeit aber kein zusätzliches Personal)
  • Belastung für die psychische und physische Gesundheit
  • Negative Auswirkungen auf Privat- und Familienleben

Der Entscheid des Regierungsrates, die Versuchsverordnung zu den Ladenöffnungszeiten zu stoppen, ist die einzig richtige Konsequenz.

Investitionen ins Personal, statt Liberalisierungen

Die fortschreitende Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten bei gleichzeitig stagnierenden Löhnen verschärft den bestehenden Fachkräftemangel. Zudem erschweren verlängerte Öffnungszeiten die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Besonders betroffen sind Frauen mit Betreuungsaufgaben – von denen viele die Branche verlassen.

Damit der Detailhandel attraktiv bleibt, braucht es Investitionen ins Personal: mit guten und existenzsichernden Arbeitsbedingungen. Nur so lässt sich das Fachpersonal halten und zurückholen. Politik und Arbeitgeber müssen anerkennen, dass Fachkompetenz und Beratung unersetzlich sind – insbesondere gegenüber dem Onlinehandel.

Für die Unia und ihre Mitglieder ist klar, was es braucht:

  • Investitionen ins Personal und die Sicherstellung guter, existenzsichernder Arbeitsbedingungen.
  • Keine weiteren Liberalisierungen der Ladenöffnungszeiten auf Kosten des Personals
  • Ein klares Nein zu zusätzlichen bewilligungsfreien Sonntagen.

Das bedeutet konkret:

  • Gesunde und planbare Arbeit
  • Mindestlöhne von 4'500 Franken für Ungelernte und 5'000 Franken für Ausgebildete
  • Gute Aus- und Weiterbildung (Investitionen in Fachkompetenz und Beratung)
  • Respekt für die Arbeit im Verkauf

Hier geht es zum Dossier «Versuchsverordnung über die Ladenöffnungszeiten in der Berner Innenstadt und ihre Auswirkungen» der Gewerkschaft Unia Bern (nur Deutsch).