Bau: erste LMV-Verhandlungsrunde

Die Bauarbeiter arbeiten am Anschlag und brauchen dringend familienfreundliche Arbeitszeiten: kürzere Tage und eine bezahlte Pause, Schluss mit unbezahlter Reisezeit, Stärkung der Kaufkraft. Doch der Baumeisterverband verlangt das Gegenteil: noch längere Tage für weniger Geld.

Der Landesmantelvertrag (LMV) des Bauhauptgewerbes regelt die Arbeitsbedingungen von rund 80'000 Bauarbeitern und wird dieses Jahr neu verhandelt. Nach der ersten Runde ist klar, dass es harte Verhandlungen werden.

Klare Forderungen der Bauarbeiter: fair, realistisch, notwendig

Über 10'000 Bauarbeiter haben sich im Vorfeld an einer Umfrage zur Arbeitszeit beteiligt. Ihre wichtigsten Anliegen:

  • Kürze Arbeitstage: Acht Stunden harte Arbeit sind genug.
  • Eine bezahlte Znüni-Pause: In anderen Berufen ist das längst Standard.
  • Schluss mit unbezahlter Reisezeit zur Baustelle: Reisezeit im Auftrag der Firma gehört zur Arbeitszeit und muss von der ersten Minute an entschädigt werden. Heute wird die Reisezeit vom Betrieb zur Baustelle entgegen dem Gesetz nicht zur Arbeitszeit gezählt und wird erst nach 30 Minuten überhaupt entschädigt.
  • Lohnerhöhung und gesicherter Teuerungsausgleich für die Zukunft: Die Bauarbeiter verdienen eine Sicherung ihrer Kaufkraft.

Baumeisterverband verlangt längere Arbeitstage für weniger Geld

Geht es nach dem Baumeisterverband, soll die Personalkrise aber nicht durch eine Branchenattraktivierung gelöst werden, sondern indem die Bauarbeiter noch mehr leisten müssen für weniger Lohn:

  • Arbeitswochen bis 50 Stunden ohne Zuschläge, Arbeit auf Abruf nach dem kurzfristigen Bedürfnis der Firma.
  • Die 6-Tage-Woche soll zur Norm werden. Das heisst, der Samstag wäre ein gewöhnlicher Arbeitstag zu 25 Prozent weniger Lohn als heute.
  • Neu sollen bis zu 250 Überstunden möglich sein – mehr als doppelt so viele wie heute und mit weniger Zuschlägen. Zudem bis zu 150 Minusstunden, für die der Bauarbeiter das Risiko trägt.
  • Lohndumping für Fachkräfte und erfahrene Bauarbeiter: Ersatzlose Streichung der Mindestlöhne für gelernte Bauarbeiter und Abschaffung der heutigen Lohnangleichung für Bauarbeiter mit mehrjähriger Erfahrung.
  • Keine Lohnerhöhungen mehr für die Branche, nur noch auf den Mindestlöhnen – und diese sollen auch sinken dürfen!
  • Nur noch 80 Prozent Lohn für erkrankte Bauarbeiter.

Bauleute sind bereit, für ihre Rechte kämpfen

Die Forderungen des Baumeisterverbands wären Gift für eine Branche, die bereits jetzt am Anschlag ist. Es braucht im Gegenteil eine attraktivere Baubranche mit familienfreundlichen Arbeitszeiten. Dafür sind die Bauleute auch bereit zu kämpfen. Beharrt der Baumeisterverband auf seinen radikalen Forderungen und ist er nicht bereit, über familienfreundliche Arbeitszeiten zu verhandeln, steuert die Baubranche auf einen harten Arbeitskampf zu.

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