Alarmierend: Sexuelle Belästigung gehört zum Alltag in der Lehre
Die Ergebnisse der Umfrage mit über 800 Teilnehmer/innen sind alarmierend: Ein Drittel der Befragten gab an, auf der Arbeit schon sexuelle Belästigung erlebt zu haben. Dabei sind Frauen (36 Prozent) stärker betroffen als Männer (25 Prozent). Die Zahlen sind insbesondere erschreckend, da die Lernenden erst seit kurzer Zeit im Arbeitsleben und viele von ihnen noch minderjährig sind.
Ein gesellschaftliches Problem
Weitet man den Blick über den Arbeitsplatz hinaus auf Schule und Privatleben, sind die Zahlen noch deutlich höher. 80 Prozent der befragten Frauen gaben an, schon eine Art von sexueller Belästigung erlebt haben. Bei den Männern waren knapp die Hälfte (48 Prozent) schon Opfer von Belästigung.
Verschiedene Arten von Belästigung – oft kombiniert
Unter Belästigung werden dabei verschiedene Arten von Grenzüberschreitungen und Übergriffen gefasst. Oft treten diese auch kombiniert auf: So ist «sexuelle Anspielungen oder abwertende Bemerkungen» die am weitesten verbreitete Form ist, aber nur gerade 16 Prozent aller Betroffenen waren ausschliesslich von dieser Art der Belästigung betroffen.
Mobbing, Stress, Überforderung
Die Lehre ist für die meisten Lernenden auch sonst kein Zuckerschlecken. 31 Prozent haben selber bei der Arbeit schon Mobbing erlebt. Auch an Stress fehlt es nicht: 70 Prozent fühlen sich regelmässig gestresst, und fast zwei Drittel (63 Prozent) müssen mindestens ab und zu Überstunden leisten, obwohl dies bei Lernenden nur in Ausnahmefällen zulässig ist. Fast die Hälfte (46 Prozent) fühlen sich mindestens ab und zu bei der Arbeit überfordert.
Klare Reglemente und Betreuung können helfen
Um die Bedingungen in der Lehre zu verbessern, muss der gesetzliche Schutz der Lernenden durchgesetzt werden, was etwa Überstunden und Nachtarbeit betrifft. Gegen sexuelle Belästigung sollten Unternehmen eine Nulltoleranzpolitik durchsetzen, denn die Arbeitgeber sind zum Schutz der Angestellten, besonders der Lernenden, verpflichtet. Sie können klare Reglemente erlassen, eine Anlaufstelle in- oder ausserhalb des Betriebs schaffen und Sanktionen für fehlbare Mitarbeitende vorsehen. Politisch fordert die Unia eine Beweislasterleichterung für sexuelle Übergriffe, damit alle Opfer den Schritt zur Polizei wagen.