Bürgerliche Salamitaktik: mehr Deregulierung und Sonntagsarbeit anstatt Gesundheitsschutz

Heute hat der Nationalrat die Motion «Nantermod» angenommen. Diese Motion zielt darauf ab, die Sonntagsarbeit im Detailhandel weiter auszuweiten. Die Motion ist Teil der bürgerlichen Salamitaktik, die immer mehr Deregulierung statt Gesundheitsschutz will. Die Unia verurteilt diesen Entscheid und fordert nun den Ständerat auf, ihn zu korrigieren.

Seit Jahren versuchen die bürgerlichen Parteien mit immer neuen Vorstössen, das Arbeitsgesetz auszuhöhlen und den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmenden zu verschlechtern. Ihr Lieblingsspielfeld dabei sind die Ladenöffnungszeiten, wo sie versuchen die tägliche Arbeitszeit zu erhöhen und den arbeitsfreien Sonntag auszuhebeln. Mit einem anderen Vorstoss wollen sie die Arbeit unter dem Vorwand von Homeoffice deregulieren – betroffen wären aber Arbeitnehmende weit darüber hinaus: Arbeitgeber dürften dann Pausen streichen, Sonntagsarbeit ohne Bewilligung anordnen und Arbeitseinsätze auf 17 Stunden verteilen.

Die Motion Nantermod hat erweiterte Sonntagsarbeit zur Folge

Die Motion Nantermod will «kleinen, lokalen Geschäften mit einem Lebensmittel-Sortiment» erlauben, sonntags zu öffnen. Diese vage Formulierung öffnet einer weiteren massiven Erweiterung der Sonntagsarbeit Tür und Tor. Sie greift damit die bereits prekären Arbeitsbedingungen im Detailhandel weiter an.

Unnötige Liberalisierung des Arbeitsgesetzes auf Kosten der Arbeitnehmenden

Tatsache ist: Regelmässige Sonntagsarbeit verstärkt die physischen und psychischen Belastungen und führt zu grossem Stress. Die Arbeitszeiten im Verkauf sind jetzt schon sehr dereguliert und belastend – von den Beschäftigten wird ein Maximum an Flexibilität verlangt. Zerstückelte Einsätze, Abendarbeit und kurzfristige Änderungen der Dienstpläne gehören zu ihrem Arbeitsalltag. Dies alles führt zu einer Verdichtung der Arbeit. Noch mehr Sonntagsarbeit verschärft diese Entwicklung.

Fällt der Sonntag als arbeitsfreier Tag weg, ist nicht nur die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben herausgefordert, sondern auch die Gesundheit leidet. Das sieht nicht nur das Verkaufspersonal so – auch die Bevölkerung lehnt eine Ausdehnung der Sonntagsarbeit mehrheitlich ab.

Das hat sie in zwei Dritteln der Kantonalen Abstimmungen wiederholt gezeigt. Der Gesundheitsschutz ist das oberste Ziel des Arbeitsgesetzes, und das soll es auch bleiben. Es braucht mehr Schutz – nicht weniger. Der Sonntag darf sich darum nicht als Arbeitstag etablieren.

Die Unia erwartet nun vom Ständerat, den Entscheid des Nationalrates zu korrigieren.