Ceva Logistics erhöht die Löhne, Personal fordert echte Verhandlungen

Monatelang haben die Beschäftigten von Ceva Logistics in Neuendorf (SO) Verhandlungen über Lohnerhöhungen gefordert. Mit Briefen und einer Protestaktion im September verlangten die Logistiker:innen, die Retouren für Zalando verarbeiten, dass die Firmenleitung mit der Gewerkschaft Unia an den Tisch sitzt, um über bessere Arbeitsbedingungen zu verhandeln. Jetzt macht Ceva erste Zugeständnisse bei den Löhnen.

Der Druck der Beschäftigten des Logistikzentrums von Ceva Logistics in Neuendorf zeigt Wirkung. Die Firma hat mehrere Verbesserungen angekündigt: Die Einführung eines 13. Monatslohns, generelle Lohnerhöhungen für die Festangestellten und die Temporären, ein stufenweiser Anstieg auf fünf Ferienwochen (ein Tag mehr im 2024). Zudem wurde versprochen, mehr Personal fest anzustellen. Derzeit arbeitet mehr als die Hälfte der Beschäftigten temporär.

Tiefe Löhne, schlechte Arbeitsbedingungen

Diese Zugeständnisse kommen, nachdem die Belegschaft über Monate immer wieder Verhandlungen über Lohnerhöhungen und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen gefordert hat. Die meisten der rund 250-300 Arbeiter:innen, meist Frauen, verdienen für die Verarbeitung von Zalando-Retouren weniger als 3500 Franken pro Monat. Zudem ist der Druck bei der Arbeit extrem hoch. Im September wurden die Leistungsvorgaben (Stückzahl der zu verarbeitenden Pakete) nochmal um 5 Prozent erhöht – bei gleichbleibenden Löhnen.

Engagement der Logistiker:innen zeigt Wirkung

Am 14. September führten die Beschäftigten der Morgenschicht eine Protestaktion durch, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Als sie letzte Woche mit einem Warnstreik drohten, machte Ceva endlich erste Zugeständnisse, um die skandalös tiefen Löhne anzuheben. Die Unia fordert das Unternehmen auf, sich jetzt mit der Vertretung ihrer Arbeiter:innen an einen Tisch zu setzen, um gemeinsam Lösungen für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Zukunft zu finden. Wichtige Themen und viele Forderungen der Belegschaft bleiben bisher unbeantwortet.

Mutterkonzern CMA CGM: Milliardengewinne in der Krise

Ceva Logistics ist nach eigenen Angaben der weltweit drittgrösste Anbieter von Vertragslogistik und gehört zum französischen Logistikkonzern CMA CGM. Dieser steht derzeit in Frankreich in der Kritik, weil er in der Krise der letzten Jahre (Pandemie, Krieg, Lieferengpässe) enorm profitiert hat. So stieg der Umsatz der Gruppe allein im Jahr 2022 um einen Drittel von 56 auf 75 Milliarden US-Dollar. Der Reingewinn betrug im selben Jahr 24,9 Milliarden Dollar (plus 39%). Die Eigentümerfamilie Saadé hat ihr Vermögen in den Jahren 2021 und 2022 mehr als versechsfacht und gehörte letztes Jahr mit einem Vermögen von 39 Milliarden Euro zu den fünf reichsten Familien Frankreichs.