1. Mai: «Mehr Lohn. Mehr Rente. Gleichstellung jetzt!»
In den letzten Jahren ging es bei den Löhnen, den Renten und bei der Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit rückwärts statt vorwärts.
Für eine gerechtere Gesellschaft
Der Bevölkerung bleibt immer weniger zum Leben. Preise, Krankenkassenprämien und Mieten steigen, während die Löhne hinterherhinken und die Renten weiter gesenkt werden sollen. Die Lohndiskriminierung ist nach wie vor erheblich. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bleibt ein Hürdenlauf. Im Alter werden Frauen weiter diskriminiert: Tiefe Renten, die kaum zu Leben reichen, gehören für viele Frauen zum Alltag.
Entsprechend gehen auch dieses Jahr wieder Zehntausende Menschen in der ganzen Schweiz auf die Strasse und nehmen unter dem Motto «Mehr Lohn. Mehr Rente. Gleichstellung jetzt!» an den 1. Mai-Veranstaltungen teil. Die Unia als grösste Gewerkschaft ist mit ihren Mitgliedern in der ganzen Schweiz präsent, um den Forderungen der Arbeitnehmenden Nachdruck zu verleihen.
Vania Alleva: Vorwärts statt rückwärts – wir wollen endlich Fortschritte sehen!
An ihren 1. Mai-Reden in Basel und Liestal betont Unia-Präsidentin Vania Alleva die Bedeutung des Tags der Arbeit: «Der 1. Mai ist der Kampftag für die Rechte der Arbeitnehmenden und für soziale Gerechtigkeit. Diese Kämpfe sind bitter nötig, denn die Arbeitnehmenden-Rechte stehen unter Druck. Und soziale Gerechtigkeit wird uns nicht geschenkt. Im Gegenteil: Geschenke gibt es nur für die Superreichen und die Konzerne. Für jene Menschen hingegen, die das Land am Laufen halten und ein Leben lang hart gearbeitet haben, wollen die Bürgerlichen und die Arbeitgeber kein Geld haben.»
Höheres Rentenalter, weniger Rente, Löhne, die immer weniger zum Leben reichen sind ihre Realität. «Vorwärts statt rückwärts – wir wollen endlich Fortschritte sehen. Unsere Forderungen sind klar: Rauf mit den Löhnen! Renten stärken statt abbauen! Arbeit endlich gerecht verteilen!», sagt Unia-Präsidentin Alleva und ruft zum Frauenstreik vom 14. Juni auf: «Ein starker feministischer Streik ist nicht nur für die Verbesserung und Durchsetzung der Rechte der Frauen wichtig. Es geht um die Rechte von uns allen, es geht schliesslich um die Schaffung einer gerechteren Gesellschaft!»
Véronique Polito: Aufwertung der Frauenberufe!
Pflegen bis zum Kollaps, überlange Arbeitstage und ständige Verfügbarkeit im Verkauf und der Logistik: In ihrer Rede in Sion erinnert Véronique Polito, Vizepräsidentin und Leiterin Sektor Tertiär der Unia, daran, wie infolge Covid die Wichtigkeit dieser «systemrelevanten Berufe», in denen hauptsächlich Frauen arbeiten, deutlich wurde: «Wir haben geklatscht und gesagt "Man muss diese Arbeit endlich anerkennen und aufwerten". Das Unsichtbare war endlich sichtbar geworden.»
Doch was ist passiert? Statt einer Lohnerhöhung folgte kurz darauf die Rentenaltererhöhung für die Frauen. «Eine Ohrfeige!», so Polito. Und eine weitere folgte sodann: «Nach der AHV21 musste unbedingt BVG 21, die zweite Rentenreform, durchgesetzt werden, die Reform der zweiten Säule. Das Prinzip: "Mehr zahlen, weniger verdienen!"» Auch deshalb braucht es den Frauenstreik: «Wir sehen uns am 14. Juni!»
Nico Lutz: Unsere Löhne fallen nicht vom Himmel
Die Löhne stehen auch im Zentrum der Rede von Nico Lutz, Mitglied der Unia-Geschäftsleitung und Bau-Verantwortlicher der Unia. In Goldau SZ sagt Lutz: «Für ganz viele Arbeitnehmende in der Schweiz – vor allem für solche mit kleinen Löhnen – wird es wirklich knallhart dieses Jahr – und dies, nachdem es bereits 2022 einen Reallohnverlust von rund 2 Prozent gab. Darum braucht es substanzielle Lohnerhöhungen!»
Viel zu tun bleibt auch bei der Gleichstellung und bei den Renten, wo wir ein massives Problem haben: «In der zweiten Säule zahlen wir alle immer mehr ein und bekommen immer weniger. Und das Leben im Alter wird nicht billiger. Kein Rentner kommt an der Kasse im Coop mit der Begründung durch, er zahle halt jetzt weniger fürs Produkt, weil seine Pensionskasse die Rente gekürzt habe,» so Lutz. Deshalb braucht es bessere Renten, keinen Abbau!
Bruna Campanello: Es braucht bessere Löhne im Westschweizer Ausbaugewerbe!
In Lausanne findet eine beispiellose Mobilisierung der Arbeitnehmenden des Ausbaugewerbes Romandie statt. Sie kommen aus allen Westschweizer Kantonen zusammen, um eine Resolution (PDF, Französisch) zu verabschieden und Verbesserungen für die Erneuerung ihres Gesamtarbeitsvertrages zu fordern, die dieses Jahr stattfindet. Sie überreichen den Arbeitgeberverbänden symbolisch eine goldene Raspel.
Bruna Campanello, Geschäftsleitungsmitglied und Leiterin des Sektor Gewerbe, macht ihre legitimen Forderungen klar: «Nach elf Jahren Lohnblockade ist es höchste Zeit, die Berufe des Westschweizer Ausbaugewerbes aufzuwerten. Das ist eine Frage der Notwendigkeit, aber auch des Respekts gegenüber den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, deren Wut verständlich ist.»