Jede vierte Arbeitsstelle schädigt die Gesundheit
Die neuesten Zahlen aus der Europäischen Erhebung über die Arbeitsbedingungen (EWCTS) wurden heute vom SECO vorgestellt. Über ein Viertel (27%) der Beschäftigten in der Schweiz geben an, dass zu wenig Ressourcen vorhanden sind, um die Belastung am Arbeitsplatz zu bewältigen. Dieser Anteil ist mit 30% bei den Frauen höher als bei den Männern.
Gefährliche und krankmachende Arbeit
Knapp ein Viertel der Beschäftigten geben sogar an, dass ihre Sicherheit oder ihre Gesundheit durch die Arbeit direkt gefährdet ist. Dies ist überdurchschnittlich häufig in der Industrie, der Baubranche Bau und im Gesundheitswesen der Fall. Eine Mehrheit der Arbeitnehmenden (55%) klagt zudem über körperliche Belastungen des Bewegungsapparates (ergonomischen Belastungen).
Extrem hohe Arbeitsintensität
Bei der Arbeitsintensität und beim Zeit- und Termindruck schwingt die Schweiz im internationalen Vergleich obenaus. Deutlich über 50% der Beschäftigten nennen dies als Problem. Überdurchschnittlich viel wird in der Schweiz auch in der Freizeit gearbeitet, um überhaupt die Arbeitsanforderungen erfüllen zu können – mehr als ein Drittel arbeitet auch ausserhalb der Arbeitszeiten.
Nicht überraschend
Diese Resultate kommen leider nicht überraschend. Dass lange Arbeitszeiten und der Zeit- und Termindruck ein Problem sind, wird regelmässig auch in Unia-Umfragen deutlich (vgl. etwa eine grosse Umfrage bei 12'000 Arbeitern auf dem Bau im Jahr 2019). Es muss zudem beachtet werden, dass die Arbeitszeiten mit durchschnittlich 42 Stunden pro Woche in der Schweiz ebenfalls besonders hoch sind.
Handlungsbedarf bei Ergonomie und Zeit- und Termindruck
Auch wenn gewisse Werte unter dem europäischen Durchschnitt liegen, sind die Resultate der EWCTS-Umfrage aus Sicht der Unia alarmierend. Wenn der Termindruck Sicherheit und Gesundheit gefährdet, wie es zurzeit auf den Baustellen zu beobachten ist, ist dringender Handlungsbedarf gegeben.
In verschiedenen Branchen, deren Beschäftigte die Unia vertritt, kommen zur hohen physischen Anforderung belastende Arbeitszeiten hinzu. Dies ist insbesondere auf dem Bau, im Gastgewerbe, in der Pflege und in der Logistik der Fall. Es muss endlich vorwärts gehen mit der Prävention im Bereich der ergonomischen Belastungen. Bezüglich der Arbeitszeiten sind kürzere Arbeitstage und -wochen auch aus Sicht der Gesundheit zwingend.
Arbeitgeber sind für Gesundheitsschutz verantwortlich
Die Arbeitgeber sind in der Verantwortung, für sichere und nicht gesundheitsschädigende Arbeitsplätze zu sorgen. Ein zentrales Element ist dabei die Mitwirkung der Beschäftigten, wie es im Mitwirkungsgesetz bei Fragen des Gesundheitsschutzes vorgeschrieben ist. Dennoch zeigt die Studie, dass ein Drittel der Beschäftigten über keine Mitwirkungsmöglichkeiten verfügt.
Die Unia fordert die Unternehmen dazu auf, die Beschäftigten zu Gesundheitsschutzthemen konsequent zu konsultieren und ihre Anliegen umzusetzen.