Tiefe Löhne und ausufernde Arbeitszeiten waren im Verkauf schon vor Corona Tagesprogramm. Nun holen die Bürgerlichen zum Kahlschlag aus; sie wollen die Verkäufer:innen noch mehr arbeiten lassen. Und zwar sonntags. In mehreren Kantonen laufen Bestrebungen dazu: «Einige Tage mehr Arbeiten schadet doch niemandem», so der Tenor.
Die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerates stimmte dem Antrag Noser zum Covid-19-Gesetz zu. Dieser will die jährliche Sonntagsarbeit im Verkauf von vier auf zwölf Tage erhöhen. Begründet wird dies mit der Pandemie. Sind in der Krise also alle ungleich?
Noch mehr Sonntagsarbeit führt zu noch mehr Stress, schadet der Gesundheit und macht der Vereinbarkeit zwischen Berufs- und Privatleben einen dicken Strich durch die Rechnung. Davon betroffen sind besonders Frauen sowie kleine Läden, die sonntags geschlossen haben. Fazit: Von den Öffnungszeiten profitieren höchstens die grossen Player.
Die Unia verlangt von der Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Nationalrates, dass sie den Antrag ablehnt. Er schafft einen Präzedenzfall. Der Antrag ist ein weiteres Rädchen in der Salamitaktik der Bürgerlichen, das weit über die Krise hinaus fatale Folgen für die Angestellten haben wird.
Es geht um weitaus mehr, als eine befristete, pandemiebedingte Liberalisierung: Es ist ein Frontalangriff gegen die Rechte der Arbeitnehmenden – dieser muss abgewendet werden.