Heute Nachmittag demonstrierten über 10’000 Bauarbeiter in Zürich und Lausanne, um ihren Forderungen für den neuen Landesmantelvertrag laut und kämpferisch Nachachtung zu verschaffen.
An der Schlusskundgebung auf dem Helvetiaplatz in Zürich fasste Nico Lutz, Leiter der Verhandlungen und Bauverantwortlicher bei der Gewerkschaft Unia, die heutigen Realitäten auf dem Bau zusammen: «In den letzten 10 Jahren wurde in der Schweiz 20 Prozent mehr gebaut – und das mit weniger Personal. Die Bauarbeiter sind heute extrem unter Druck und als Resultat verlässt jeder zweite ausgebildete Maurer heute die Branche.» Eines der grössten Probleme seien die extrem langen Arbeitstage, die auch zu einem erhöhten Unfallrisiko führen.
Yvonne Feri, die Präsidentin der Gewerkschaft Syna, unterstrich den dringenden Handlungsbedarf: «Die Bauarbeiter haben das Recht auf anständige Arbeitsbedingungen. Überlange Arbeitstage belasten das Familienleben enorm. Bezahlte Pausen, bezahlte Reisezeit zur Baustelle und ein voller Ausgleich der Teuerung sind in vielen Branchen schon längst eine Selbstverständlichkeit. Warum nicht auch auf dem Bau?»
Die Bauarbeiter sind entschlossen, sich für ihre Forderungen stark zu machen. Dies verdeutlichte ein Bauarbeiter am Rednerpult auf dem Helvetiaplatz: «Wie ihr, arbeite ich jeden Tag auf der Baustelle. Ich bin stolz auf die Arbeit, die wir leisten. Wir bauen dieses Land! Aber etwas läuft schief auf dem Bau. Wir verlieren immer mehr gute Kollegen, weil sie die Branche verlassen. Und immer weniger Junge kommen nach. Darum braucht es jetzt Veränderungen!»
Die Verhandlungen über den LMV haben Anfang April mit Sondierungsgesprächen der Vertragspartner begonnen. In vergangenen Verhandlungen forderte der Baumeisterverband jeweils noch längere Arbeitstage, noch mehr Überstunden und selbst Lohnkürzungen für ältere Bauarbeiter. Aus Sicht der Gewerkschaften werden damit die Probleme auf dem Bau weiter verschärft und nicht gelöst. Sie gehen deshalb auch dieses Mal gehen von anspruchsvollen Verhandlungen aus.
Verhandlungsleiter Nico Lutz warnte an der Kundgebung davor, dass die Vertragserneuerung kein «Sonntagsspaziergang» werde. «Die Bauarbeiter haben aber in der Vergangenheit immer wieder gezeigt: Sie sind bereit für ihre Rechte und den Respekt für ihre Arbeit zu kämpfen. Sie sind auch dieses Mal dazu bereit.»