Lohndumping-Firma vom Roche-Turm jetzt in Zürich unterwegs
Die Lohndumpingfälle bei ZARA und Roche haben Schlagzeilen gemacht und waren trotzdem nur die Spitze des Eisbergs. Allen ist jeweils eines gemein: Sobald das Lohndumping auffliegt, will niemand von nichts gewusst haben oder gar verantwortlich sein. Auftraggeber waschen die Hände in Unschuld, Subunternehmen gehen Konkurs oder verschwinden, die Behörden reden von Einzelfällen. Die Zeche bezahlen immer die betroffenen Arbeiter – und all die Firmen, die korrekte Löhne bezahlen aber bei der Auftragsvergabe von Dumping-Firmen unterboten werden. Das Beispiel der Swiss Prime Site zeigt jedoch, wie gleichgültig viele grosse Auftraggeber mit dem Thema Lohndumping umgehen.
600‘000 Franken Lohnausstände von der Baustelle Roche-Tower
Dabei ist das Ausmass des Lohndumpings enorm. Im Fall Roche-Tower gab es im Sommer nach Intervention der Unia bereits Lohnnachzahlungen in sechsstelliger Höhe. Im November zeigte ein Bericht der paritätisch organisierten Baustellenkontrolle Basel (BASKO) auf, dass immer noch mehr als 600’000 Franken an Lohnzahlungen ausstehen. Trotz vollmundigen Versprechen von Roche und Gartner sind damit auch ein halbes Jahr später noch keine korrekten Löhne bezahlt.
Offenbar zeigt sich die Swiss Prime Site gleichgültig gegenüber den krassen Verfehlungen der Firma Gartner und beauftrage sie auf ihrem Prestigeobjekt Flurpark in Zürich-Altstetten. Und die Firma Gartner fällt auch auf dieser Baustelle mit zweifelhaften Methoden auf. Zwar ist der Grossteil ihre Arbeiter nicht mehr über ein kompliziertes Konstrukt von Subunternehmern angestellt, dafür wurden sie gemäss Aussagen der Betroffenen alle als Hilfsarbeiter mit entsprechenden Löhnen angestellt.
Deshalb hat die Unia heute Morgen eine Protestaktion auf der Baustelle Flurpark durchgeführt. Während des Arbeitsunterbruchs haben alle Arbeitnehmenden solidarisch einen Brief an die Swiss Prime Site unterzeichnet, in dem diese aufgefordert wird, ihre Verantwortung wahrzunehmen und dafür zu sorgen, dass die Firma Gartner die ausstehenden Löhne in Höhe von über 600‘000 Franken endlich bezahlt und ihre Arbeiter korrekt entlöhnt.
Fall ZARA Bahnhofstrasse: 1.6 Millionen Euro an Entsendezulagen bezahlt
Auch der in den vergangen Wochen definitiv abgeschlossene Fall ZARA zeigt, wie schamlos Unternehmen die geltenden Arbeitsbedingungen unterlaufen. Wenige Monate nach Baustart des neuen ZARA-Flagshipstores an er Zürcher Bahnhofstrasse kam es im vergangenen Februar wegen massivem Lohndumping zur Baustellenschliessung durch die Unia.
In der Folge wurden bis zum Abschluss der Baustelle im Juni sämtliche Löhne durch die Unia kontrolliert. Von insgesamt 24 Firmen, die gemeinsam über 210 Arbeiter auf der Baustelle beschäftigten, habe nur drei ihre Arbeitnehmenden korrekt bezahlt. Bei allen anderen wurden teilweise massive Mindestlohnverstösse festgestellt. Insgesamt wurden unter Kontrolle der Unia über 1.6 Millionen Euro an Entsendezulagen ausbezahlt, die den Arbeitnehmenden sonst weitestgehend vorenthalten worden wären.