Kolleg:innen aus allen Branchen und Landesteilen demonstrierten zusammen mit der Unia in Bern auf dem Bundesplatz für höhere Löhne. Die Situation ist ernst. Seit 2021 sinken in der Schweiz die Reallöhne. Das gab es seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie. Gleichzeitig wird alles teurer: Lebensmittelpreise, Energie, Mieten, Krankenkassenprämien. Die Arbeitnehmenden können sich mit ihrem Lohn immer weniger leisten. Personen und Familien mit tiefen und mittleren Einkommen trifft das besonders hart.
Während die unteren und mittleren Löhne real sinken, kassieren die Aktionäre Jahr für Jahr immer höhere Milliardensummen. Die Lohnschere öffnet sich weiter. Bei den Firmen ist mehr als genug Geld vorhanden. Dass sich die Arbeitgeber weigern, die Teuerung vollständig auszugleichen und die Löhne substanziell zu erhöhen, wie sie es öffentlich angekündigt hatten, ist eine Frechheit.
Vania Alleva, Präsidentin der Unia, spricht auf dem Bundesplatz Klartext: «So geht das nicht! Wir erwarten bei den Lohnverhandlungen im Herbst substanzielle und generelle Lohnerhöhungen. Mit Peanuts geben wir uns nicht zufrieden! Es ist dringend notwendig und für viele Menschen schlichtweg lebenswichtig, dass die Löhne real steigen. Dazu braucht es den vollen Ausgleich der letzten drei Jahre. Darum fordert die Unia Lohnerhöhungen bis rund 5 Prozent.»
Der Teuerungsausgleich ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, denn ohne bekommen die Arbeitnehmenden für die gleiche Arbeit weniger Lohn. Der automatische Teuerungsausgleichs gehört darum in alle Gesamtarbeitsverträge. Gleichzeitig braucht es gute Mindestlöhne. Darum setzt sich die Unia dafür ein, dass es keine Löhne unter 4500 Franken mehr gibt und alle mit einem Berufsabschluss mindestens 5000 Franken verdienen.
Ob Malerin, Pflegefachfrau oder Bauarbeiter: Berufsleute aus unterschiedlichen Berufen und Branchen haben an der Kundgebung eindrücklich den grossen Handlungsbedarf aufgezeigt. Bauarbeiter Joao Carvalho wies in seiner eindrücklichen Rede auf dem Bundesplatz darauf hin, dass es bei den Lohnforderungen auch um Respekt geht.
«Wir sind heute hier in Bern, um würdige Lohnerhöhungen zu fordern. Wir sind heute hier in Bern, um klar zu sagen: Unsere Arbeit verdient Respekt! Der Ausgleich der Teuerung ist auch eine Frage des Respekts: Können wir nächstes Jahr mit demselben Lebensstandard rechnen oder haben wir am Ende des Monats weniger in der Tasche?» Darum kämpft er zusammen mit der Unia für generelle Lohnerhöhungen auf dem Bau und für alle Arbeitnehmenden.
Auch die beiden Malerinnen Yelines Hofer und Nina Zingg lieben ihren Beruf und sprechen auf der Kundgebung Klartext. Unia-Kollegin Yelines Hofer erklärt: «Unser Beruf ist anstrengend: Manchmal stehe ich tagelang bei Wind und Kälte auf einem Gerüst; manchmal stehe ich im Hochsommer in einem Zimmer mit 40 Grad, weil darin gleichzeitig die Bodenheizung läuft, damit alles schneller trocken wird. Aber unsere Löhne: Die sind tief.»
Ihre Kollegin Nina Zingg ergänzt: «Vor allem bei Kolleginnen und Kollegen mit Familie reicht der Lohn vorne und hinten nicht mehr. Darum bolzen viele möglichst viele Überstunden. Dafür sehen sie ihre Familien kaum noch und das dauernde Chrampfen schadet der Gesundheit.»
Gegen den Berufsausstieg und den Fachkräftemangel braucht es konkrete Verbesserungen. Im Moment wird den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für rund 16’000 Kolleg:innen im Maler- und Gipsergewerbe neu ausgehandelt. Darum fordert die Unia unter anderem bessere Löhne, mehr Ferien oder dass die Lernenden endlich in den GAV aufgenommen werden.
Die erfolgreiche Kundgebung zeigt: Gemeinsam stehen die Arbeitnehmenden für höhere Löhne ein und fordern von den Arbeitgebern im anstehenden Lohnherbst substanzielle Lohnerhöhungen für 2025. Im Unterschied zu den Abzockermanagern wird den Arbeitenden nichts geschenkt. Es wird ein heisser Herbst. Die Arbeitnehmenden müssen zusammen für den Fortschritt kämpfen: in den Betrieben, in den Branchen und auf der Strasse. Gemeinsam sind wir stark!