20 Jahre GAV Reinigung: positive Bilanz – doch weiterhin viel zu tun

Reinigerin an der Arbeit (mit Reinigungsutensilien in der Hand und Reinigungswagen im Hintergrund, in einem Einkaufzentrum)
Die Arbeit der Reiniger:innen verdient mehr Anerkennung – in Form von mehr Lohn und besseren Arbeitsbedingungen. (Foto: fair-cliean.ch / FO-Publishing GmbH)
Seit 20 Jahren gilt für die Reinigungsbranche der Deutschschweiz ein allgemeinverbindlicher Gesamtarbeitsvertrag (GAV) – ein Meilenstein auf dem Weg zu fairen Arbeitsbedingungen für das Reinigungspersonal. Die prekären Arbeits- und Anstellungsbedingungen konnten verbessert werden, aber das Verbesserungspotenzial ist weiterhin sehr gross.

Als vor 20 Jahren die Gewerkschaften Unia, VPOD und Syna zusammen mit dem Arbeitgeberverband Allpura den GAV abschlossen, waren nicht nur die Löhne sehr niedrig. Auch die Arbeitsbedingungen waren prekär und die Reinigungsangestellten hatten kaum Schutz und Rechte.

Wichtige Verbesserungen erreicht

Seit 2004 konnte der GAV Schritt für Schritt verbessert werden. Hier einige der wichtigsten Verbesserungen:

  • Der GAV legt für alle Reinigungsfirmen verbindliche Mindestlöhne nach Lohnkategorien fest.
  • Die Mindestlöhne wurden seit 2004 um über 35 Prozent erhöht, so dass der niedrigste Lohn heute bei 20.80 Franken / Stunde resp. 3785.60 Franken / Monat liegt.
  • Angestellte, die länger als drei Monate im Betrieb arbeiten, bekommen einen 13. Monatslohn.
  • Der bezahlte Mutterschaftsurlaub dauert 16 Wochen.
  • Verbesserungen konnten auch im Bereich der Feiertags- und Ferienentschädigungen sowie bei der Arbeits- und Reisezeit erreicht werden.
  • Die Arbeitnehmenden haben Zugang zu Weiterbildungen und Sprachkursen. Die Paritätische Kommission bietet zudem einen kostenlosen Lehrgang an, welcher fachliche Kenntnisse vermittelt. Absolvent:innen erhalten mehr Lohn.

Alle profitieren

Die Bilanz nach 20 Jahren fällt aus Sicht der Gewerkschaften positiv aus. Bessere Arbeitsbedingungen und die Förderung der Weiterbildung erhöhen die Zufriedenheit des Personals und damit auch die Qualität der Dienstleistung. Davon profitieren alle: die Angestellten, die Unternehmen und die Kundschaft.

Nach wie vor grosser Handlungsbedarf

Vieles wurde erreicht, doch es braucht noch dringende Verbesserungen. Bei der Hälfte der Kontrollen in den Reinigungsfirmen werden Verstösse gegen Arbeits- und/oder Lohnbestimmungen festgestellt. Die Kontrollen durch die Paritätische Kommission müssen weiter ausgebaut werden.

Reinigungsarbeit aufwerten!

Die Löhne in der Reinigungsbranche sind immer noch zu tief. Die Arbeit in der Reinigung ist körperlich sehr anstrengend und setzt fachliche Fertigkeiten und Kenntnisse voraus. Viele Kund:innen sind jedoch immer noch nicht bereit, diese wichtige Arbeit angemessen zu entlöhnen. Die Arbeit in der Reinigungsbranche muss insgesamt aufgewertet werden.

GAV-Verhandlungen müssen weitere Verbesserungen bringen

Der aktuelle GAV läuft Ende 2025 aus. Die Neuverhandlungen sollen für weitere Verbesserungen genutzt werden. Die Reinigungsangestellten fordern weitere, substanzielle Lohnfortschritte, damit sie von ihrem Lohn gut leben können.

Verwandte Links

Reinigungsbranche in der Deutschschweiz, Romandie und Tessin