Am 7. Mai hatte die Gewerkschaft Unia die Entscheidung von XPO Logistics angeprangert, den Genfer Standort Satigny mit 32 Beschäftigten zu schliessen. Das Unternehmen weigert sich, ein Konsultationsverfahren einzuleiten. Auch der Beizug der kantonalen Schlichtungsstelle CRCT half nicht, das Unternehmen zum Dialog zu bewegen.
In der Schweiz ist bei Massenentlassungen ein Konsultationsverfahren obligatorisch. Der Arbeitgeber muss die Vertretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer konsultieren und alle wesentlichen Informationen zur Verfügung stellen, damit Entlassungen möglichst vermieden und ein Sozialplan verhandelt werden können. XPO Logistics, ein Riesenkonzern mit weltweit über 16 Milliarden Dollar Umsatz, verweigert seinen Angestellten bisher dieses Recht, daher sind die Kündigungen als missbräuchlich zu betrachten.
Die Angestellten fordern sofortige Verhandlungen über einen Sozialplan und eine faire Entschädigung. Das sollte für XPO Logistics kein Problem sein: Dem Unternehmen geht es so gut, dass CEO Bradley Jacobs an der letzten Aktionärsversammlung eine Entschädigung von 9,9 Millionen Dollar zugesprochen erhielt. Zudem soll er dieses Jahr unabhängig vom Lohn eine Leistungsprämie in Form von Aktienoptionen von über 25 Millionen Dollar erhalten. Gleichzeitig stellt XPO langjährige Angestellte ohne jegliche Unterstützung auf die Strasse.
Besonders störend am Verhalten von XPO: Im März setzte das Unternehmen die gesamte Belegschaft in Satigny auf Kurzarbeit. Anstatt mit der staatlichen Unterstützung die Arbeitsplätze zu sichern, beschloss XPO im Mai aber, alle Angestellten am Standort zu entlassen. Der Konzern hat damit das Instrument der Kurzarbeit missbraucht, um kurzfristig zum Schaden der Angestellten und der Arbeitslosenversicherung Lohnkosten einzusparen und noch mehr Gewinne für die Aktionäre abzuziehen. Die Unia fordert deshalb auch von der Politik, Wege aufzuzeigen, wie solcher Missbrauch von Kurzarbeitsentschädigung durch Firmen verhindert werden kann.