Frauenlöhne erhöhen statt Renten senken

Am heutigen Frauenstreik-Tag finden wiederum in der ganzen Schweiz gewerkschaftliche und feministische Aktionen statt. Nach drei grossen Frauenstreiks kämpfen die Frauen immer noch mit strukturellen Ungerechtigkeiten, die ihnen ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben verunmöglichen. Denn bei den Löhnen in sogenannten Frauenbranchen bleibt noch viel zu tun. Aber anstatt endlich die Löhne zu erhöhen und regionale Mindestlöhne zu unterstützen, greifen die Bürgerlichen die Pensionskassenrenten mit dem BVG-Bschiss an.

Die Frauenstreiks von 1991, 2019 und 2023 waren die grössten politischen Bewegungen seit dem Generalstreik. Aber trotz den Fortschritten, welche die feministische und gewerkschaftliche Bewegung erzielte, liegt für die Frauen immer noch vieles im Argen.

An verschiedenen Aktionen während des Tages machen Arbeitnehmerinnen gemeinsam mit der Unia auf ihre Anliegen aufmerksam.

Gewerkschaftliche Aktionen und Demonstrationen

In der ganzen Schweiz finden Aktionen mit Reinigerinnen, Wäscherinnen, Gastroarbeitnehmerinnen und Pflegefachfrauen statt. So werden siebeispielsweise gemeinsam mit der Unia Workshops zu sexueller Belästigung und Selbstverteidigung anbieten, oder sie werden gemeinsam picknicken und ihre Pause verlängern. Zudem findet in Bern ein Postenlauf zur «Gewerkschaftlichen Notwendigkeit» statt. Abends werden die Gewerkschafter:innen gemeinsam mit der Unia an den Demos der feministischen Streikkollektive teilnehmen. Gemeinsam sind wir stark!

Pressekonferenz auf dem Bundesplatz

Heute Morgen fand eine Pressekonferenz auf dem Bundesplatz in Bern statt. Auf dem Bundesplatz symbolisierten grosse pinke 5000-er Ziffern die gewerkschaftliche Forderung nach fairen Löhnen von 5000 Franken im Monat. Unia-Frauen sprachen über die Mehrfachdiskriminierung, der Frauen immer noch ausgesetzt sind.

«Es ist ein Skandal. Belästigung, Tieflöhne, die fehlende Anerkennung der unbezahlten Care-Arbeit oder Frauenarmut im Alter sind Symptome einer Gesellschaft, die Frauen und ihre Arbeit systematisch abwertet. Frauen wird signalisiert, dass ihre Arbeit weniger wert ist. Anstatt strukturelle Probleme und Diskriminierungen anzugehen, werden diese individualisiert», kritisiert Vania Alleva, Präsidentin der Gewerkschaft Unia.

Frauen verlangen Anerkennung ihrer Arbeit und faire Löhne. Sie leisten nicht nur den Grossteil der unbezahlten Sorgearbeit, sondern arbeiten auch in gesellschaftsrelevanten Berufen. Dennoch verdient knapp die Hälfte der Frauen mit abgeschlossener Berufslehre weniger als 5000 Franken brutto im Monat – hochgerechnet auf eine Vollzeitstelle wohlgemerkt.

«In meinem Kanton, aber auch anderswo und in allen Branchen, in denen überwiegend Frauen arbeiten, die nicht durch einen GAV abgedeckt sind, wollen wir GAV, um unsere Arbeitsbedingungen zu verbessern», sagt Fanny Hostettler, Präsidentin der Fachfrauen Apotheke des Kantons Waadt.

Die Gesellschaft, die Politik und die Arbeitgeber profitieren von der systematischen Abwertung von Frauenarbeit. Insbesondere in Branchen mit hohem Frauenanteil zeigen sich tiefe Einstiegslöhne und eine ungenügende Lohnentwicklung.

Maryam Goudarzi, Verkäuferin in Zürich, sagt: «Als Ausländerinnen und Ausländer werden wir trotz Ausbildung in unserem Heimatland als Ungelernte angestellt. Das bedeutet weniger Lohn, aber eigentlich arbeiten wir genau gleich wie die Gelernten. […] Es braucht 4500 Franken für alle Arbeitnehmenden ohne Lehre, darunter ist ein Leben in Würde unmöglich!»

Die Forderungen der Unia sind klar: höhere Löhne und gerechte Renten für Frauen jetzt! Eine abgeschlossene Berufslehre muss sich lohnen, und wir fordern gute Gesamtarbeitsverträge, besonders in Branchen mit hohem Frauenanteil.

Heute protestieren Gewerkschafterinnen auf der Strasse und in den Betrieben. Gleichzeitig rufen sie auf zur grossen Lohnkundgebung am 21. September in Bern.