Arbeitsbedingungen von Frauen auf dem Bau

Frauen in Bauberufen leisten Grossartiges! Trotzdem sind Frauen auf dem Bau in der Minderheit; Bauberufe gelten als Männerdomäne. Dies hat zur Folge, dass die Arbeit oder die Infrastruktur auf die Bedürfnisse von Männern zugeschnitten sind.

Resultate der Umfrage zu den Arbeitsbedingungen

Die Unia hat von Dezember bis März die Frauen in Bauberufen nach ihren Erlebnissen im Arbeitsalltag befragt. Knapp 300 Teilnehmerinnen beantworteten die Fragen nach den hygienischen Zuständen, nach der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, nach Diskriminierung und sexueller Belästigung und nach den Löhnen.

Frauen verschiedener Bauberufe aus der ganzen Schweiz haben am 22. April 2023 bei einer Versammlung in Bern die Ergebnisse der Umfrage diskutiert. Die Teilnehmerinnen verabschiedeten darüber hinaus ihre Hauptforderungen für den Frauenstreik am 14. Juni 2023 und darüber hinaus.

Es braucht endlich saubere Toiletten auf Baustellen

Dieses Anliegen schätzten 73,1 Prozent der Frauen als wichtigstes Problem ein. Es braucht saubere Toiletten mit fliessendem Wasser und Abfallkübeln.

Die Frage war: Bei mir im Betrieb oder auf der Baustelle sind die Toiletten schmutzig und es fehlen Abfalleimer für Tampons und Binden. Oft fehlt auch sauberes Wasser, um die Hände zu waschen. Ich will saubere Toiletten.

Mobbing und sexuelle Belästigung

Mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen haben bereits Mobbing und sexuelle Belästigung erlebt.

Sieben Frauen geben gar an, dass sie immer mit sexueller Belästigung konfrontiert sind. Übergriffig werden vor allem Angestellte von anderen Betrieben aber auch Kunden, Kollegen und Chefs.

In den Kommentaren berichteten Frauen von Abwertungen – «dafür bist du nicht stark genug» – fehlendem Respekt, sexistischen Sprüchen, Witzen und Bemerkungen zu ihrem Aussehen und ihren Körpern.

Die Frage war: Mobbing und sexuelle Belästigung beinhalten Sprüche über Frauen, anzüglich Witze und Bemerkungen über mein Aussehen. In meinem Betrieb kommt das...

Sexualisierte Gewalt

Ein Viertel der Teilnehmerinnen berichtete, dass sie bei der Arbeit bereits sexualisierte Gewalt erlitten haben.

Schockierend: Fünf Frauen berichteten, dass komme bei ihnen «immer vor».

Die Frage war: Sexualisierte Gewalt beinhaltet, dass mich Leute anfassen, mich anrufen oder mir belästigende Nachrichten senden. Das kommt in meinem Betrieb…

Gegen Mobbing, sexuelle Belästigung und sexualisierte Gewalt vorgehen: Jetzt!

Jede Frau auf dem Bau kennt Fälle von Mobbing, sexueller Belästigung und sexualisierter Gewalt auf Baustellen. Darum verlangen 82 Prozent der Teilnehmerinnen, dass die Unia etwas dagegen unternimmt. Die Arbeitgeber sind sowieso in der Pflicht, ihre Angestellten davor zu schützen: Artikel 4 des Gleichstellungsgesetzes verbietet sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Unternimmt eine Firma in solchen Fällen nichts, kann sie verklagt werden.

Die Unia unterstützt dich

Erlebst du Belästigung oder sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz? Du hast das Recht dich zu wehren!

Die Unia kann dich beraten und dich bei deinem Vorgehen begleiten, damit du deine Rechte durchsetzen kannst. Du erhältst Unterstützung während der ganzen Zeit. Um deine Situation zu besprechen, wende dich an das Unia-Regionalsekretariat.

Frauen wollen bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie

78 Prozent der Teilnehmerinnen arbeiten Vollzeit. 90,7 Prozent der Teilnehmerinnen möchten Arbeit, Familie und Freizeit besser vereinbaren.

Die Frage war: Ich möchte mein Privat- und Berufsleben besser vereinbaren können.

Baufrauen sprechen sich für verkürzte Arbeitszeit aus

  • 87,8 Prozent möchten früher in Pension.
  • 72,2 Prozent befürworten einen Lohnabzug, um die Frühpension zu ermöglichen.
  • 86,5 Prozent befürworten einen ausgebauten Vaterschaftsurlaub.
  • 83,7 Prozent sind für einen längeren Mutterschaftsurlaub.
  • 80,5 Prozent wünschen sich bessere Regelungen für Teilzeitarbeit.
  • 70,9 Prozent sprechen sich für eine tiefere wöchentliche Arbeitszeit bei gleichem Lohn aus.

Gerechte Löhne durch gute Gesamtarbeitsverträge

92,2 Prozent sprechen sich für gleichen Lohn für gleiche Arbeit aus. Dieses Ziel erreichen wir mit starken Gesamtarbeitsverträgen, welche Mindestlöhne verbindlich regeln. Generelle Lohnerhöhungen verhindern, dass Effektivgehälter zu weit auseinander liegen.

Die Frage war: Gemäss Gleichstellungsgesetz haben Frauen Anspruch auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Ich will, dass in meinem Betrieb gleicher Lohn für gleiche Arbeit gilt.

Höhere Löhne nach der Berufslehre

44,8 Prozent erachten es als sehr wichtig, dass nach der Berufslehre höhere Löhne bezahlt werden.

Die Frage war: Die Löhne in meinem Beruf sind zu tief. Die Unia sollte sich für höhere Mindestlöhne nach der Lehre einsetzen.

Höhere Löhne bei langjähriger Berufserfahrung

60 Prozent erachten es als sehr dringend, dass Kolleginnen mit langjähriger Berufserfahrung höhere Löhne erhalten.

Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz

55,1 Prozent geben an, dass auf den Baustellen nicht genügend Vorrichtungen zum Heben schwerer Lasten gibt.

83 Prozent wollen, dass dieses Problem gelöst wird. Die Unia hat dazu gemeinsam mit den Arbeitgebern und den Paritätischen Kommissionen das Projekt Optibau lanciert.

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