Migros Online: Schlechte Arbeitsbedingungen und Repression

Migros-Schriftzug in grossen, organgen Leucht-Buchstaben
Migros hat die Angestellten von Migros Online bewusst aus dem Geltungsbereich des Landes-Gesamtarbeitsvertrags (L-GAV) für die Migros Gruppe ausgegliedert. (Foto: Unia)
Bei Migros Online herrschen zahlreiche Missstände. Die Beschäftigten des Logistikzentrums Pratteln haben die Gewerkschaft Unia mandatiert, ihre Interessen zu vertreten. Die Unia verlangt Gespräche mit der Migros über Verbesserungen.

Die Missstände in den Logistikzentren von Migros Online sind vielfältig und teilweise seit Jahren bekannt. Beschäftigte haben diese mehrfach vergeblich bis in die oberste Leitungsebene von Migros Online kommuniziert. Auch Druck vonseiten Arbeitsbehörden hat bisher nur oberflächliche Verbesserungen bewirkt.

Gesamtarbeitsvertrag gilt nicht für Migros Online

Eine nahezu vollständig aus Menschen mit Migrationsgeschichte bestehende Belegschaft ist den gesundheitsgefährdenden, repressiven Arbeitsbedingungen bei Migros Online umso schutzloser ausgesetzt. Zudem hat die Migros ihre Tochterfirma Migros Online bewusst aus dem Geltungsbereich des Landes-Gesamtarbeitsvertrags (L-GAV) für die Migros Gruppe ausgegliedert und somit die dort Angestellten systematisch schlechter gestellt.

Leistungsdruck, Gesundheitsgefährdung, Intransparenz

Themen, die in zahlreichen Gesprächen mit aktuellen und ehemaligen Beschäftigten von Migros Online vor allem am Standort Pratteln (BL), aber auch in Bremgarten (AG) und Ecublens (VD) immer wieder zur Sprache kommen, sind:

  • Extremer Leistungsdruck, ständige digitale Leistungsüberwachung und Drangsalierung durch Vorgesetzte.
  • Systematische Missachtung von Standards und Vorschriften zum Gesundheitsschutz, Sicherheit und Hygiene, die bei zahlreichen Mitarbeitenden zu schweren, chronischen Gesundheitsschäden geführt hat.
  • Erbarmungslose Personalpolitik. Auch langjährige Mitarbeitende, die aufgrund von Unfall, Krankheit oder persönlichen Umständen den extremen Leistungsanforderungen von Migros Online vorübergehend nicht genügten, wurden umgehend entlassen.
  • Toxisches Arbeitsklima mit alltäglichen Drohungen und Angstmache, rassistischem und sexistischem Verhalten am Standort Pratteln und einer weitverbreiteten Kultur von Respektlosigkeit gegenüber den Angestellten in der Logistik.
  • Intransparente Arbeitsorganisation mit unvorhersehbaren Arbeitszeiten, fehlender Berücksichtigung von Care-Pflichten und Missachtung des Rechts auf Erholung und Freizeit. Die Beschäftigten wissen oft nicht einmal am Tag selber, wann Arbeitsende sein wird.
  • Ausbeuterische Lohnstrukturen mit einem Basislohn im Tieflohnbereich und einem Bonussystem, das auch stark bestraft, wenn jemand unverschuldet ausfällt, z.B. durch Krankheit oder auch einen Arbeitsunfall.

Anti-gewerkschaftliche Repression

Zudem herrschen bei Migros Online fehlende Mitsprache und anti-gewerkschaftliche Repression. Wenn Arbeitnehmende Missstände benennen, wird dies aggressiv unterbunden. Der gewerkschaftliche Zusammenschluss von Beschäftigten wird systematisch bekämpft und die Unia, die über ein Mandat der Mehrheit der Arbeiter:innen am Standort Pratteln zur Vertretung ihrer Interessen verfügt, wird vom Management schlechtgeredet.

Arbeiter:innen ernstnehmen

Die Unia verlangt von Migros Online ein Treffen, um die Missstände detailliert darzulegen und über konkrete Vorschläge zu diskutieren, wie die Situation verbessert werden kann. Bisher war Migros Online leider nicht bereit dazu.

Es braucht ein faires Lohnsystem, mehr Gesundheitsschutz, eine rechtzeitige Arbeitsplanung, Schulung von Führungskräften zur Verbesserung des Arbeitsklimas und bessere Anstellungsperspektiven für Temporäre.

Zudem sollen Angestellte von Migros Online in die Migros Pensionskasse aufgenommen werden und von weiteren Vorteilen des Landes-Gesamtarbeitsvertrags der Migros profitieren.