Erleichterte Anerkennung von Stress als Berufskrankheit: Nationalrat ist in der Pflicht
Berufsbedingte Erkrankungen sind für viele Menschen eine Belastung – und ebenso für die Volkswirtschaft. Das Seco schätzt die Schäden solcher Erkrankungen auf mindestens drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Viele der anfallenden Kosten werden von der Allgemeinheit über die Krankenversicherung bezahlt, denn für die Anerkennung, dass eine Krankheit durch die Berufstätigkeit ausgelöst wurde, bestehen hohe Hürden. So können sich die Verursacher aus der Verantwortung stehlen, während Millionen Versicherte unter steigenden Krankenkassenprämien leiden.
Leichtere Anerkennung als Berufskrankheit gefordert
Dieses Problem adressiert die parlamentarische Initiative 23.415 des ehemaligen Nationalrats und heutigen Ständerats Baptiste Hurni. Sie verlangt eine bessere Anerkennung von Stress und anderen Erkrankungen als Berufskrankheit. Konkret soll es ausreichen, wenn für Krankheiten, die nicht auf der bestehenden Liste der Berufskrankheiten stehen, nachgewiesen werden kann, dass sie «vorwiegend» (und nicht mehr «stark überwiegend») durch die berufliche Tätigkeit verursacht wurden.
Nationalratskommission will nichts wissen
Trotz dieser bekannten Probleme hat die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrats (SGK-N) den Vorstoss abgelehnt. Das ist eine verpasste Chance, erstens den betroffenen Arbeitnehmenden Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und zweitens einen Beitrag zur Senkung der Gesundheitskosten zu leisten.
Besserer Schutz für die Beschäftigten, mehr Stressprävention
Die Folgen berufsbedingter Stresserkrankungen werden grundsätzlich über die Krankenversicherung bezahlt. Diesen Missstand will die parlamentarische Initiative beheben: Die Anerkennung von Stresserkrankungen als Berufskrankheiten würde zu einem besseren Versicherungsschutz der Angestellten führen und die Arbeitgeber endlich stärker in die Pflicht nehmen die Arbeitsorganisation zu verbessern und in die Stressprävention zu investieren. Dies ist dringend notwendig, weil die sogenannten berufsassoziierten, meist stressbedingten Gesundheitsstörungen aufgrund der Veränderungen in der Arbeitswelt (Verdichtung, Termindruck, zunehmende Entgrenzung von Privatleben und Arbeit) in den letzten Jahren weiter zugenommen haben. Die Gewerkschaft Unia ruft den Nationalrat deshalb auf, den Entscheid seiner Kommission zu korrigieren und der parlamentarischen Initiative zuzustimmen.