Self-Scanning und -Checkout: Lösungen und Forderungen
Eine Studie der Universität Bern zeigt auf, wie sich Self-Scanning- und Self-Checkout-Kassen auf das Verkaufspersonal auswirken. Die Studie veranschaulicht Mängel und Schwachstellen, die die Unternehmen für ihre schon prekarisierten Angestellten verbessern müssen. Die Unia hat dazu konkrete Massnahmen und Forderungen erarbeitet.
Fakt ist: Self-Scanning- und Self-Checkout-Systeme (SCO) sparen Platz und Personal. Statt einer konventionellen Kasse können zwei bis drei SCO-Kassen aufgestellt werden. Doch die SCO-Kassen verändern auch den Beruf und das Berufsbild der Verkäufer/innen im Detailhandel – für die Detailhandelsunternehmen gibt es einiges zu verbessern.
Studie belegt Veränderungen für das Kassenpersonal
SCO-Systeme haben die Arbeitsorganisation, die Aufgaben und das Empfinden des betroffenen Personals grundlegend verändert. Mehr Multitasking, veränderte Aufgaben (Kontrolle und Überwachung), zunehmender Stress, körperliche Belastungen, fehlender Kundenkontakt, Zukunftsängste sowie die mangelnde Schulung für die neuen Aufgaben und Technologien wirken sich negativ auf die Wahrnehmung des Berufs durch das Kassenpersonal aus. Dies belegt eine qualitative Studie der Universität Bern.
Aufgrund der Ergebnisse der Studie sowie den darin beschriebenen Handlungsempfehlungen haben die Coop-Konferenz sowie die Detailhandelskonferenz der Unia konkrete Massnahmen und Forderungen ausgearbeitet. Der Detailhandel ist die zweitgrösste Branche der Schweiz und Ausbildner für 16‘000 Lernende pro Jahr. Deshalb appelliert die Unia an die Unternehmen, diese Gelegenheit zu nutzen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Mittel und Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen
Die technischen Neuerungen schaffen für Kassiererinnen und Kassierer erweiterte Aufgabenprofile. Diese müssen sich auch in guten Arbeitsbedingungen sowie im Lohn niederschlagen.
Höhere Löhne, vor allem für die an den Kassen übervertretenen Frauen
Instruieren, kontrollieren und überwachen der Kundschaft zählen zu den neuen Aufgaben des SCO-Personals. Das muss sich positiv auf die Löhne auswirken. Dies umso mehr, als dass die Unternehmen mit SCO-Systemen Personalkosten sparen.
Gesundheit schützen
Angestellte im SCO-Bereich stehen lange. Manche bis zu acht Stunden. Das ist zu viel. Deshalb braucht es:
- Häufigere Ablösungen, also max. 3-Stundenschichten an den SCO-Kassen, alternierend mit anderen Aktivitäten
- Klare Stellvertretungsregelungen
- Sitzmöglichkeiten
- Gesundheitsschuhe, bzw. das Anpassen der Kleidervorschriften
- Max. 3 - 4 SCO-Kassen überwachen und keine Doppelfunktionen innerhalb einer Schichteinteilung übernehmen, wie überwachen der normalen Kasse und zusätzliche SCO-Kasse
- Schutzmassnahmen für schwangere Frauen und stillende Mütter
Klares SCO-Reglement
Wenn Kund/innen ihre Ware nicht bezahlen, befürchten die Angestellten zur Verantwortung gezogen zu werden. Die Unternehmen müssen klare Regeln erlassen, die keine Sanktionen gegen das Personal vorsehen. Verwarnungsdrohungen müssen gestoppt werden. Die Rolle des Kassenpersonals muss dazu klar definiert werden: Das Verkaufspersonal muss keine Aufgaben des Sicherheitspersonals wahrnehmen. Es ist weder dazu autorisiert noch ausgebildet.
Weiterbildungen hinsichtlich der Digitalisierung ausbauen – für alle
Die Weiterbildung im Bereich der Digitalisierung muss dazu dienen, die weitere Beschäftigung zu sichern und darf nicht nur Angestellten in leitenden Funktionen vorbehalten sein. Im SCO-Bereich muss das Personal vor dem ersten Einsatz mindestens einen halben Tag extern geschult werden, so wie dies für die Arbeit an normalen Kassen der Fall ist. Die Weiterbildung muss auf technischer Ebene erfolgen, aber auch die veränderte Kundenbeziehung, die neuen Kontroll- und Überwachungsaufgaben, mögliche Deeskalationsstrategien und, besonders für Frauen, Schutzmethoden beinhalten.
Vorhersehbarere Zeitpläne einhalten, Arbeitsverhältnisse sichern
Die 14-Tage Regel beim Planen muss eingehalten werden. SCO-Systeme sollen die Arbeitsorganisation verbessern und die Aufsplitterung der Einsatzpläne verringern. Sie dürfen auf keinen Fall zu Stellenabbau führen. Ferner müssen die Unternehmen feste Arbeitsverträge und einen existenzsichernden Beschäftigungsgrad gewährleisten.
Angestellte vor sexistischen und rassistischen Angriffen seitens der Kundschaft schützen
Das Management muss dafür seine Schutzpflicht übernehmen und sensibilisiert werden. Es braucht einen direkten Zugang zu einer Melde- und Mediationsstelle, ohne über die hierarchische Linie gehen zu müssen. Die Unternehmen müssen sich zudem mit Informationskampagnen gegenüber den Kund/innen für das Thema engagieren.
Massnahmen gegen die Diskriminierung von Frauen
Viele Frauen im SCO-Bereich arbeiten Teilzeit oder im Stundenlohn. Leitende Funktionen sind mehrheitlich Männern vorbehalten. Frauen müssen die gleichen Chancen auf Gehalt, Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten haben wie ihre männlichen Kollegen.