Lohnrunde 2024: Mehr generelle Lohnerhöhungen dank Mobilisierungen

Durch Gesamtarbeitsverträge (GAV) und Mobilisierungen konnten in der Lohnrunde 2024 der Teuerungsausgleich und wichtige Lohnsteigerungen erreicht werden. Generelle Erhöhungen sichern die Kaufkraft von rund 700’000 Arbeitnehmenden in Branchen mit kollektiven Verhandlungen und bringen zusätzliche Verbesserungen. Umso unverständlicher ist es, dass einige Arbeitgeber trotz guter Wirtschaftslage mit unzureichenden Angeboten den Teuerungsausgleich und angemessene Lohnabschlüsse verhindert haben.

Über 15’000 Arbeitnehmende protestierten am 21. September an der nationalen Lohnkundgebung «Löhne rauf!» in Bern für mehr Lohn. In verschiedenen Branchen wie beispielsweise im Bau oder im Gewerbe fanden Lohnmobilisierungen statt. Im Kanton Wallis protestierten am 9. November erstmals an einer kantonalen Lohnkundgebung 1000 Arbeitnehmende für Lohnerhöhungen. Der Ausgleich der Teuerung, der ausgewiesene Nachholbedarf und insbesondere der Erhalt der Kaufkraft bei den mittleren und kleineren Einkommen aufgrund steigender Mieten und Gesundheitskosten mobilisierte viele Arbeitnehmende. Kollektive Verhandlungen der Gewerkschaften führten zu weitgehend generellen Lohnverbesserungen.

Generelle Lohnerhöhungen in Gewerbebranchen

In den Gewerbebranchen mit grossen Gesamtarbeitsverträgen haben die Mobilisierungen Wirkung gezeigt. Die Resultate liegen vielerorts zwischen 1,7 und 2 Prozent. Die Resultate sind mehrheitlich generell und deutlich über der Teuerung, so dass die Beschäftigten im Gewerbe Reallohnverbesserungen erhalten. Im Schreinergewerbe beträgt die Erhöhung 65 Franken generell und 35 Franken individuell, sowie 2 Prozent auf die Mindestlöhne. In der Elektro-Branche sind es + 2 Prozent (davon 1 Prozent generell) auf die Effektivlöhne. Beim GAV Gebäudehülle steigen die Löhne generell um 70 Franken, die Mindestlöhne um 0,8 bis 1,2 Prozent. Im Isoliergewerbe beträgt die generelle Lohnerhöhung 60 Franken und bei den Mindestlöhnen bis zu plus 7 bis 8,5 Prozent. Ein wichtiger Erfolg ist, dass hier der Teuerungsausgleich im GAV abgesichert ist. Im Metallbau und bei den Carrosserien steigen die Löhne je um 40 Franken generell und um 0,5 Prozent individuell. Im Ausbaugewerbe Romandie beträgt die Lohnerhöhung plus 106.60 Franken, was rund 2 Prozent entspricht. Beim GAV Gebäudetechnik Wallis werden die Löhne um generell 75 Franken erhöht.

Nach harten Lohnrunden erfreuliche Lohnabschlüsse im Baugewerbe

Nachdem die Lohnverhandlungen im Bauhauptgewerbe (LMV) im Vorjahr gescheitert waren, konnte nach harten Verhandlungen eine Erhöhung der Effektivlöhne von 1,4 Prozent generell sowie 1,4 Prozent auf alle Mindestlöhne erreicht werden. Bei den GAV-Verhandlungen für den Gerüstbau wurde der automatische Teuerungsausgleich bis 1,5 Prozent verankert sowie für die kommenden zwei Jahren Reallohnerhöhungen von je 0,5 Prozent vereinbart. In der Betonwaren-Industrie steigen die Löhne generell um 50 Franken sowie 10 Franken individuell und auch die Mindestlöhne werden erhöht. In der Ziegelindustrie beträgt die Lohnerhöhung generell 75 Franken und die Mindestlöhne steigen um 40 Franken.

Gemischte Bilanz in Industrie- und Dienstleistungsbranchen

In der Industrie sind die Lohnresultate trotz mehrheitlich gutem Geschäftsgang sehr unterschiedlich. Ein erfreuliches Resultat mit einer generellen Lohnerhöhung von 2,5 Prozent gibt es in der MEM-Industrie bei Rockwell Automation Switzerland GmbH. Im GAV Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) steigen die Mindestlöhne um 0,6 Prozent. Bei MPS Microsystems AG beträgt die generelle Lohnerhöhung 65 Franken. In der Uhrenindustrie steigen die Löhne für alle Beschäftigten mit 1,1 Prozent oder 65 Franken im Umfang der Teuerung. Beim Agrarkonzern Fenaco (Lebensmittel-Industrie und Detailhandel) scheiterten die Lohnverhandlungen: Fenaco war nur zu einer individuellen Lohnerhöhung von 1 Prozent bereit. Beim Nahrungsmittelproduzenten Wander steigen die Löhne um 40 Franken und individuell um 1 Prozent. Dieses Verhandlungsresultat wurde von den Beschäftigten aufgrund des hohen Nachholbedarfs nicht akzeptiert.   

Gescheitert sind auch die Verhandlungen mit Coop, da das Lohnangebot von Coop völlig unzureichend war. Die generelle Lohnerhöhung beträgt 1 Prozent. Im Gastgewerbe scheiterten die Verhandlungen um Erhöhungen der Mindestlöhne im Sommer, im Moment läuft ein Schiedsverfahren.

Verbesserungen bei den Mindestlöhnen

Im Rahmen des GAV Bäcker-, Konditoren- und Confiserie konnten die Mindestlöhne um 4,1 bis 7,7 Prozent angehoben werden, was eine wichtige Verbesserung in dieser Branche ist. In der Coiffeur-Branche steigen die Mindestlöhne um 2 Prozent. Eine wichtige Verbesserung gibt es im Geltungsbereich des GAV Personalverleih, der für viele Arbeitnehmende Gültigkeit hat. So steigen die Mindestlöhne um 2,1 Prozent. Der GAV Personalverleih hat neu einen automatischen Teuerungsausgleich.

Mehr generelle Lohnerhöhungen und automatischer Teuerungsausgleich

Die bisher vereinbarten Lohnerhöhungen sichern den Kaufkraftausgleich von rund 700’000 Arbeitnehmenden und bringen weitere substanzielle Verbesserungen. Wichtig ist, dass fast überall generelle (und nicht nur individuelle Lohnerhöhungen) vereinbart werden konnten. Weil die Branchenverträge in der Regel für allgemeinverbindlich erklärt werden, gelten diese Verbesserungen für alle Beschäftigten in der jeweiligen Branche. Positiv ist ebenfalls, dass sich der automatische Teuerungsgleich wieder stärker etabliert. Wichtig sind auch die Anpassungen der Mindestlöhne. Dies ist ein Erfolg verschiedener kollektiver, gewerkschaftlicher Mobilisierungen, der nachhaltig Früchte tragen wird. Da in gewissen Branchen die Teuerung – auch aus den Vorjahren – nicht vollständig ausgeglichen wurde, besteht weiterhin Nachholbedarf.

Lohnresultate 2024/2025

GAV / Unternehmen

Effektivlöhne

Mindestlöhne

Weiteres

Autogewerbe des Kantons Wallis

70 CHF generell

 

 

Bäcker-,
Konditoren- und Confiserie-Branche

 

4,1 - 7,7%

Automatischer Teuerungsausgleich ab 2026

Bauhauptgewerbe (LMV)

1,4% generell

1,4%

Erhöhung der Arbeitgeberbeiträge an Frührentenmodell FAR von 0,5%

Betonwaren-Industrie

CHF 50 generell,
CHF 10 individuell

CHF 50

 

Carrosserie

CHF 40 generell,
0,5% individuell

  

Coiffeure

 

2%

 

Coop

1% generell für GAV-Unterstellte,
1% individuell für Kader

  

Elektrogewerbe

1% generell,
1% individuell

  

fenaco Genossenschaft
Bern

1% individuell

  

Gartenbau des Kantons Wallis

1,4%

 

 

GAV der Schweiz. Uhren- und Mikrotechnikindustrie

1,1% oder
CHF 65 generell

  

Gebäudehülle D-CH + TI

CHF 70 generell

0,8% - 1,2%

 

Gebäudetechnik

CHF 50 generell,
1% individuell

CHF 100 bis CHF 300

 

Gebäudetechnik und Gebäudehülle des Kantons Wallis

CHF 75 generell

  

Isoliergewerbe

CHF 60 generell

Bis 8,5%

Automatischer Teuerungsausgleich bis
2% während Laufzeit GAV

Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie

 

0,6%

 

Metallbau

CHF 40 generell,
0,5% individuell

CHF 100

 

MPS Microsystems AG, Bienne BE

CHF 65 generell

CHF 80

Beteiligung an Krankenkasse
+5 CHF (neu CHF 190)

Rockwell Automation Switzerland GmbH
Aarau AG

2,5% generell

  

Personalverleih

 

2,1%

Neu automatischer Teuerungsausgleich;
Einhaltung Mindestlöhne in den Kantonen (GE und TI)

Schreiner D-CH, TI

CHF 65 generell,
CHF 35 individuell

2%

 

SOR Ausbaugewerbe Romandie SOR

CHF 106.60 generell

  

Union Central-schweizerischer Cigarrenfabrikanten

CHF 50 generell

CHF 50 generell

 

Wander AG
Neuenegg BE

CHF 40 generell,

1% individuell

 

Erhöhung der Schichtzulagen um CHF 50

Ziegelindustrie

CHF 75 generell

CHF 40