Über 15’000 Arbeitnehmende protestierten am 21. September an der nationalen Lohnkundgebung «Löhne rauf!» in Bern für mehr Lohn. In verschiedenen Branchen wie beispielsweise im Bau oder im Gewerbe fanden Lohnmobilisierungen statt. Im Kanton Wallis protestierten am 9. November erstmals an einer kantonalen Lohnkundgebung 1000 Arbeitnehmende für Lohnerhöhungen. Der Ausgleich der Teuerung, der ausgewiesene Nachholbedarf und insbesondere der Erhalt der Kaufkraft bei den mittleren und kleineren Einkommen aufgrund steigender Mieten und Gesundheitskosten mobilisierte viele Arbeitnehmende. Kollektive Verhandlungen der Gewerkschaften führten zu weitgehend generellen Lohnverbesserungen.
In den Gewerbebranchen mit grossen Gesamtarbeitsverträgen haben die Mobilisierungen Wirkung gezeigt. Die Resultate liegen vielerorts zwischen 1,7 und 2 Prozent. Die Resultate sind mehrheitlich generell und deutlich über der Teuerung, so dass die Beschäftigten im Gewerbe Reallohnverbesserungen erhalten. Im Schreinergewerbe beträgt die Erhöhung 65 Franken generell und 35 Franken individuell, sowie 2 Prozent auf die Mindestlöhne. In der Elektro-Branche sind es + 2 Prozent (davon 1 Prozent generell) auf die Effektivlöhne. Beim GAV Gebäudehülle steigen die Löhne generell um 70 Franken, die Mindestlöhne um 0,8 bis 1,2 Prozent. Im Isoliergewerbe beträgt die generelle Lohnerhöhung 60 Franken und bei den Mindestlöhnen bis zu plus 7 bis 8,5 Prozent. Ein wichtiger Erfolg ist, dass hier der Teuerungsausgleich im GAV abgesichert ist. Im Metallbau und bei den Carrosserien steigen die Löhne je um 40 Franken generell und um 0,5 Prozent individuell. Im Ausbaugewerbe Romandie beträgt die Lohnerhöhung plus 106.60 Franken, was rund 2 Prozent entspricht. Beim GAV Gebäudetechnik Wallis werden die Löhne um generell 75 Franken erhöht.
Nachdem die Lohnverhandlungen im Bauhauptgewerbe (LMV) im Vorjahr gescheitert waren, konnte nach harten Verhandlungen eine Erhöhung der Effektivlöhne von 1,4 Prozent generell sowie 1,4 Prozent auf alle Mindestlöhne erreicht werden. Bei den GAV-Verhandlungen für den Gerüstbau wurde der automatische Teuerungsausgleich bis 1,5 Prozent verankert sowie für die kommenden zwei Jahren Reallohnerhöhungen von je 0,5 Prozent vereinbart. In der Betonwaren-Industrie steigen die Löhne generell um 50 Franken sowie 10 Franken individuell und auch die Mindestlöhne werden erhöht. In der Ziegelindustrie beträgt die Lohnerhöhung generell 75 Franken und die Mindestlöhne steigen um 40 Franken.
In der Industrie sind die Lohnresultate trotz mehrheitlich gutem Geschäftsgang sehr unterschiedlich. Ein erfreuliches Resultat mit einer generellen Lohnerhöhung von 2,5 Prozent gibt es in der MEM-Industrie bei Rockwell Automation Switzerland GmbH. Im GAV Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) steigen die Mindestlöhne um 0,6 Prozent. Bei MPS Microsystems AG beträgt die generelle Lohnerhöhung 65 Franken. In der Uhrenindustrie steigen die Löhne für alle Beschäftigten mit 1,1 Prozent oder 65 Franken im Umfang der Teuerung. Beim Agrarkonzern Fenaco (Lebensmittel-Industrie und Detailhandel) scheiterten die Lohnverhandlungen: Fenaco war nur zu einer individuellen Lohnerhöhung von 1 Prozent bereit. Beim Nahrungsmittelproduzenten Wander steigen die Löhne um 40 Franken und individuell um 1 Prozent. Dieses Verhandlungsresultat wurde von den Beschäftigten aufgrund des hohen Nachholbedarfs nicht akzeptiert.
Gescheitert sind auch die Verhandlungen mit Coop, da das Lohnangebot von Coop völlig unzureichend war. Die generelle Lohnerhöhung beträgt 1 Prozent. Im Gastgewerbe scheiterten die Verhandlungen um Erhöhungen der Mindestlöhne im Sommer, im Moment läuft ein Schiedsverfahren.
Im Rahmen des GAV Bäcker-, Konditoren- und Confiserie konnten die Mindestlöhne um 4,1 bis 7,7 Prozent angehoben werden, was eine wichtige Verbesserung in dieser Branche ist. In der Coiffeur-Branche steigen die Mindestlöhne um 2 Prozent. Eine wichtige Verbesserung gibt es im Geltungsbereich des GAV Personalverleih, der für viele Arbeitnehmende Gültigkeit hat. So steigen die Mindestlöhne um 2,1 Prozent. Der GAV Personalverleih hat neu einen automatischen Teuerungsausgleich.
Die bisher vereinbarten Lohnerhöhungen sichern den Kaufkraftausgleich von rund 700’000 Arbeitnehmenden und bringen weitere substanzielle Verbesserungen. Wichtig ist, dass fast überall generelle (und nicht nur individuelle Lohnerhöhungen) vereinbart werden konnten. Weil die Branchenverträge in der Regel für allgemeinverbindlich erklärt werden, gelten diese Verbesserungen für alle Beschäftigten in der jeweiligen Branche. Positiv ist ebenfalls, dass sich der automatische Teuerungsgleich wieder stärker etabliert. Wichtig sind auch die Anpassungen der Mindestlöhne. Dies ist ein Erfolg verschiedener kollektiver, gewerkschaftlicher Mobilisierungen, der nachhaltig Früchte tragen wird. Da in gewissen Branchen die Teuerung – auch aus den Vorjahren – nicht vollständig ausgeglichen wurde, besteht weiterhin Nachholbedarf.
GAV / Unternehmen
Effektivlöhne
Mindestlöhne
Weiteres
Autogewerbe des Kantons Wallis
70 CHF generell
Bäcker-, Konditoren- und Confiserie-Branche
4,1 - 7,7%
Automatischer Teuerungsausgleich ab 2026
Bauhauptgewerbe (LMV)
1,4% generell
1,4%
Erhöhung der Arbeitgeberbeiträge an Frührentenmodell FAR von 0,5%
Betonwaren-Industrie
CHF 50 generell, CHF 10 individuell
CHF 50
Carrosserie
CHF 40 generell, 0,5% individuell
Coiffeure
2%
Coop
1% generell für GAV-Unterstellte, 1% individuell für Kader
Elektrogewerbe
1% generell, 1% individuell
fenaco Genossenschaft Bern
1% individuell
Gartenbau des Kantons Wallis
GAV der Schweiz. Uhren- und Mikrotechnikindustrie
1,1% oder CHF 65 generell
Gebäudehülle D-CH + TI
CHF 70 generell
0,8% - 1,2%
Gebäudetechnik
CHF 50 generell, 1% individuell
CHF 100 bis CHF 300
Gebäudetechnik und Gebäudehülle des Kantons Wallis
CHF 75 generell
Isoliergewerbe
CHF 60 generell
Bis 8,5%
Automatischer Teuerungsausgleich bis 2% während Laufzeit GAV
Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie
0,6%
Metallbau
CHF 100
MPS Microsystems AG, Bienne BE
CHF 65 generell
CHF 80
Beteiligung an Krankenkasse +5 CHF (neu CHF 190)
Rockwell Automation Switzerland GmbH Aarau AG
2,5% generell
Personalverleih
2,1%
Neu automatischer Teuerungsausgleich; Einhaltung Mindestlöhne in den Kantonen (GE und TI)
Schreiner D-CH, TI
CHF 65 generell, CHF 35 individuell
SOR Ausbaugewerbe Romandie SOR
CHF 106.60 generell
Union Central-schweizerischer Cigarrenfabrikanten
CHF 50 generell
Wander AG Neuenegg BE
CHF 40 generell,
Erhöhung der Schichtzulagen um CHF 50
Ziegelindustrie
CHF 40