15.40 Franken pro Stunde: Das sind die Dumping-Löhne bei Smood
15.40 Franken pro Stunde: Das ist der miserable Lohn, den die Kurier:innen bei Smood effektiv erhalten. Das massive Lohndumping bei Smood und ihrer Temporärfirma Simple Pay verstösst gegen die Bestimmungen des Gesamtarbeitsvertrags des Gastgewerbes (L-GAV), des GAV Personalverleih und gegen die Mindestlöhne in Genf und Neuenburg.
15.40 Franken – eine vorsichtige Schätzung
Der geschätzte Stundenlohn basiert auf einer (vorsichtigen) Rechnung der Unia: Smood bezahlt heute einen Stundenlohn von 19 Franken plus 2 Franken Spesen pro Stunde – ein Total von 21 Franken. Die effektiven Spesen sind jedoch deutlich höher; werden aber zum Grossteil von den Beschäftigten selbst getragen. Im Schnitt legen die Kurier:innen mit dem Auto 8 Kilometer pro Stunde zurück. Legt man den Entschädigungstarif des TCS für die Nutzung privater Fahrzeuge zugrunde (0.70 Franken pro Kilometer für Benzin, Unterhalt und Versicherung), so müsste die effektive Spesenentschädigung nicht nur 2 sondern 5.60 Franken pro Stunde betragen.
Das heisst, vom ursprünglichen Lohn bleiben den Kurier:innen gerade einmal 15.40 Franken pro Stunde. Diese Schätzung berücksichtigt dabei noch nicht, dass viele Arbeitsstunden (etwa die Wartezeit, während der sich die Kurier:innen zur Verfügung halten) bei Smood überhaupt nicht entschädigt werden. Dazu kommen noch unzulässige Strafabzüge bei den Löhnen.
Eine lange Liste von Missständen
Die Beschäftigten von Smood lassen keinen Zweifel daran, dass auch weitere Unregelmässigkeiten im «System Smood» weit verbreitet sind. Ramzi, ein Kurier aus Vevey, sagte anlässlich der heutigen Pressekonferenz in Genf: «Im September habe ich zum Beispiel acht Stunden am Tag gearbeitet, am Wochenende 11 Stunden, um am Ende 3300 Franken netto zu verdienen». Sandie, Kurierin in Neuenburg, erklärt: «Das System erlaubt uns nicht, dass wir unsere Arbeitszeiterfassung sehen und so unsere Überstunden kontrollieren könnten. Wenn eine Bestellung eine Minute vor Schichtende eintrifft, müssen wir sie übernehmen; ansonsten werden wir mit 20 Franken oder eine Ermahnung sanktioniert.»
Und Luis, Kurier aus dem Wallis, erzählt: «Bis heute werde ich gezwungen, mein privates Auto und mein privates Natel zu benutzen sowie meinen Rucksack und meine Uniformen in meiner Freizeit zu waschen. Alles auf eigene Kosten. Nach meinen eigenen Berechnungen bleiben mir so am Ende 14.70 Franken pro Stunde. Es ist sehr frustrierend festzustellen, dass ich einen derart grossen Einsatz leiste für eine Unternehmung, die ihre Angestellten betrügt. Man sagt sich: wenn ich mehr arbeite, verdiene ich auch mehr. Aber das oft trifft das Gegenteil ein. Das belastet mich enorm.»
Der Streik zeigt Wirkung
Gestern hat Smood endlich sein Schweigen gebrochen und öffentlich seine Absicht kommuniziert, einen Schritt auf die Streikenden zu zu machen. Es ist ein erstes Zeichen und eine direkte Folge der laufenden Streiks. Nur: Bisher sind es Absichtserklärungen ohne Garantien, die nicht Gegenstand von Verhandlungen oder Gesprächen waren. Smood verweigert immer noch jeden Dialog.
Klare Forderungen
Die Forderungen des Streikkomitees der Kurier:innen und der Unia sind sehr klar:
- Der CEO von Smood, Marc Aeschlimann, muss sofort auf Gespräche über die Forderungen der Streikenden eintreten mit dem Ziel, die anstehenden Probleme zu lösen.
- Die Migros muss als Aktionärin und Geschäftspartnerin von Smood intervenieren und von Smood verlangen, mit ihren Beschäftigten in den Dialog zu treten und die Missstände zu beheben.
- Alle involvierten Parteien müssen gemeinsam eine umfassende Lösung aushandeln, die das Lohndumping beendet und die konkreten Probleme der Kurier:innen am Arbeitsplatz behebt.
Genfer Kurier:innen schliessen sich dem Streik an
Heute Mittag traten auch die Kurier:innen von Smood in Genf in den Streik. Genf, wo Smood seinen Firmensitz hat, ist damit die achte Stadt, wo die Kurier:innen streiken. Sie schliessen sich ihren Kolleg:innen aus Yverdon (im Streik seit 2.11.), Neuenburg (im Streik seit 4.11.), Nyon (im Streik seit 8.11.), Sion und Martigny (im Streik seit 10.11.), Lausanne (im Streik seit 11.11.) und Freiburg (im Streik seit 15.11.) an. Die Probleme und Forderungen der Genfer Beschäftigten sind dieselben wie in den anderen Westschweizer Städten.