Mit der Ankündigung, erneut eine Massenentlassung vornehmen zu wollen, schuf Novartis Mitte des Jahres Unruhe in der Belegschaft. Seitdem hat der Konzern wenig getan, die Bedenken der Beschäftigten auszuräumen. Die Gewerkschaften Unia und Syna informierte Novartis nicht vorab, obwohl beide Verbände Mitglieder in den betroffenen Unternehmensteilen repräsentieren. Erst auf Initiative der Gewerkschaften sagte der Konzern ein Treffen zu. Obwohl beide Verbände sich bereits im Juli meldeten, zögerte Novartis das Treffen bis Mitte September hinaus. Die Gespräche beendete der Konzern ergebnislos. Dieses Verhalten von Novartis ist inakzeptabel.
Bedenklich ist, dass das Ergebnis des Konsultationsverfahrens für Novartis bereits festzustehen scheint. Im Gespräch mit den Gewerkschaften wurde deutlich, dass der Konzern den zugrunde liegenden Entscheid – Fusion von Onkologie und Pharma – nicht auf den Prüfstand stellen will.
Die Unia und Syna fordern Novartis zur Durchführung eines wirklichen Konsultationsverfahrens unter Beizug aller Verbände und der Beschäftigten auf.
In der Vergangenheit konnten Gewerkschaften und Beschäftigte so Stellen retten – auch bei Novartis, wie die verhinderte Schliessung des Standorts Nyon 2011 zeigt. Der Schlüssel dafür ist es, das Fachwissen der ganzen Belegschaft zu nutzen und Unternehmensentscheide zu hinterfragen.
Die Unia und Syna fordern, dass sich Novartis zum Standort Schweiz bekennt und mehr in Weiterbildungen und den Erhalt des Knowhows investiert, anstatt weitere Auslagerungen ins Ausland zu forcieren.
Vertreter des Konzerns erklärten, dass Novartis nicht zu Verhandlungen mit den Gewerkschaften bereit ist. Stattdessen will das Unternehmen einzig mit der internen Personalvertretung verhandeln, die ihrerseits keinen Druck auf Novartis ausüben kann. Es scheint, Novartis will lieber diktieren als verhandeln.
Novartis verdreifachte 2021 seinen Reingewinn auf 24 Milliarden Franken. Ein Teil des gestiegenen Gewinns erklärt sich durch einen Aktienrückkauf von Roche. Auch ohne diese Zusatzgewinne schreibt der Konzern Milliardengewinne.
Dennoch kündigte er in diesem Jahr an, abermals rund 1,5 Milliarden Franken auf Kosten seiner Beschäftigten einsparen zu wollen. Diese will der Konzern erzwingen, indem er die Bereiche Pharma und Onkologie zusammenlegt. Weltweit sollen rund 8000 Arbeitsplätze vernichtet werden.