Lohngleichheit wird in den Industrieunternehmen zum Thema
Unter dem Slogan «Löhne rauf – Lohngleichheit jetzt!» starteten die Gewerkschaften diesen Frühling eine Lohnkampagne in allen Branchen. Die Forderungen nach mehr Lohngleichheit hat gerade auch für die Industrie einen realen Hintergrund. Nach wie vor klaffen in der Industrie die Löhne von Frauen und Männern für vergleichbare Arbeit zwischen 10 Prozent (Chemie), 14,1 Prozent (Uhren), 16,6 Prozent (Lebens- und Genussmittel) und 17 Prozent (Maschinen) auseinander.
Die rund 50 Teilnehmerinnen der Unia-Konferenz der Industrie analysierten am 25. November in Bern die ersten Resultate der aktuellen Lohnrunde.
- Konkrete Massnahmen wie beispielsweise im Detailhandel, wo der Grossverteiler Coop 0,5 Prozent der Lohnsumme für die Anpassung der Frauenlöhne zur Verfügung stellt, sind rar. Die Firma Wander (Lebensmittelindustrie) will immerhin 0,2 Prozent «zur Überprüfung resp. Korrektur struktureller Differenzen aufgrund Geschlecht, Alter, Nationalität» reservieren.
- Verschiedene Unternehmen signalisieren zudem ihr Interesse, ihre Lohnstruktur genauer auf Ungleichheiten überprüfen zu lassen. So wird zum Beispiel die Firma Nestlé auf Anregung der Gewerkschaft Unia mit Hilfe der vom Eidgenössischen Gleichstellungsbüro zur Verfügung gestellten Software «Logib» die Lohndaten auswerten, um nicht erklärbare Lohnunterschiede festzustellen. Weitere Industrie-Firmen haben ihr Interesse an einer solchen Überprüfung angemeldet.
- In verschiedenen Unternehmen konnten zudem fixe Frankenbeträge als generelle Lohnerhöhung ausgehandelt werden. Auf diese Weise werden die unteren Löhne im Schnitt stärker angehoben. Weil der Anteil der Frauen in den unteren Lohnsegmenten in der Industrie hoch ist, führt diese Massnahme indirekt zu mehr Lohngleichheit.
Die Unia-Frauen stellen deshalb fest, dass es im Rahmen der Lohnkampagne und der Lohnrunde immerhin gelungen ist, die Lohngleichheit in vielen Industriefirmen zum Thema zu machen. Sie fordern aber auch, dass die gute konjunkturelle Lage genutzt wird, um in der Lohngleichheit vorwärts zu machen. «Uns ist bewusst, dass wir nicht von einem Tag auf den anderen unsere Ziele erreichen werden. Wir haben jetzt die Schritte eingeleitet und werden auf diesem Weg kontinuierlich und beharrlich weitergehen. Dies verlangen unsere Basisfrauen von uns», meint Marianne Guggisberg, Mitglied der Unia-Sektorleitung Industrie. Dabei setzt Unia vor allem auf verbindliche Mehrjahrespläne mit Firmen, in denen festgelegt wird, wie die Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern sukzessive erreicht werden kann.